Der SV Hermsdorf unterliegt im Derby dem HSV Apolda. Die Glockenstädter indes können unter ihrem neuen Trainer Igor Toskoski den ersten Sieg holen
Marcus Schulze
Hermsdorf Das erinnerte an Albrecht Dürer, so wie Martin Ehm mit betenden Händen in der Nähe des Apolda-Tores ausharrte. Wie in jener Zeichnung aus dem Jahr 1508, die in der Wiener Albertina ausgestellt ist, hatte der verletzte Kapitän seine Hände gefaltet und hoffte wohl auf irgendeine Form von Beistand, womöglich göttlichem, auch wenn sich seine wahrlich fromme Pose auf etwas zutiefst Profanes bezog: den Spielstand zwischen dem gastgebenden SV Hermsdorf und dem HSV Apolda.
In der 40. Minute der Oberliga-Begegnung am Samstagabend in der Werner-Seelenbinder-Halle hatte der handballfromme Martin Ehm die Hoffnung jedenfalls noch nicht aufgegeben, schließlich lagen seine Kreuzritter dank eines Treffers von Paul Götze nur noch mit einem Tor (20:21) zurück. Da kann man schon einmal den heiligen Handball-Vater da oben anhauen…
Doch damit nicht genug: Es arbeitete auch sichtlich in dem zur Passivität verdammten Kapitän der Hermsdorfer, der seine Anspannung dann auch irgendwie kanalisieren musste. Unruhig lief er umher, um dann zwischenzeitlich wieder an der Wand zu lehnen. Da stand er nun und präsentierte in schöner Regelmäßigkeit die Faust, als sein Teamkollege Damian Kowalczyk da im SVH-Tor während jener Phase einen Apoldaer Angriff nach dem anderen vereitelte und die Gastgeber somit im Spiel hielt. Gleichzeitig litt und haderte die Frohnatur Ehm, ja durchlebte womöglich sogar Handball-Höllenqualen, als seine Mitstreiter da auf dem Feld ein ums andere Mal am HSV-Pendant von Damian Kowalczyk, Igor Toskoski, scheiterten oder schlichtweg das Apoldaer Tor verfehlten – auch der Gäste-Keeper, der nun auch das Amt des Trainers innehat, ließ sich nichts zu Schulden kommen… Doch es waren nicht die Torhüter, die in diesem Derby zum Zünglein an der Waage mutierten, sondern die Offensivqualitäten der Teams – und diesbezüglich waren die Apoldaer einfach besser und hätten wohl auch mit über zehn Toren gewinnen können, wenn Kowalczyk nicht während der letzten 20 Minuten der Begegnung die Hälfte aller Würfe auf sein Tor vereitelt hätte. So waren es in der 57. Minute „nur“ fünf Tore (29:24), mit denen die Gäste in Führung lagen.
Zu jenem Zeitpunkt waren die Hände von Martin Ehm längst nicht mehr gefaltet – innerlich hatte er sich wohl damit abgefunden, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis die Apoldaer ihren ersten Saisonsieg bejubeln dürfen. Die noch ausstehenden zweieinhalb Minuten bis zur endgültigen Niederlage der Hermsdorfer von 25:30 (15:19) harrte er dann gar stoisch an der Wand aus. Warum noch aufregen…
„Wir sind gut gestartet, doch aufgrund unserer Fehler im Vorwärtsgang und unserem mangelhaften Deckungsverhalten haben wir Apolda aufgebaut – und das ist ärgerlich, denn wir hätten sie schlagen können“, resümierte SVH-Trainer Mario Kühne, der noch ein paar Zeilen zum zweiten Akt kredenzte: „Zwischen der 42. und der 45. Minute bekamen wir beim Stand von 20:21 nur ein Gegentor, verwerfen gleichzeitig aber fünf oder sechs Einhundertprozentige.“ Da halfen auch keine gefalteten Hände mehr…