Sep 12, 8 Monaten ago

„Ich bin enttäuscht, aber nicht sauer“

„Ich bin enttäuscht, aber nicht sauer“

Handball: Der SV Hermsdorf verliert zum Saisonauftakt deutlich gegen den HC Aschersleben

Hermsdorf Es war ein deutliches Zeichen: Gut zwei Minuten vor Ultimo erhob sich Martin Wartmann, um mit den Seinen auf der Bank abzuklatschen. Mangelnde Zuversicht sieht anders aus. Sogar den beiden Nachwuchshandballern, die in einer Ecke der Werner-Seelenbinder-Halle in Hermsdorf ausharrten und in schöner Regelmäßigkeit mit dem Wischer in der Hand auf das Feld flitzten, nahmen davon Notiz. „Krass, dass der jetzt schon abklatscht“, urteilte einer der beiden Jungen.

Dass sich nun der Trainer des HC Aschersleben am Samstagabend da an der Außenlinie beizeiten siegessicher gab, war indes dem formidablen Vorsprung geschuldet, über den sein Team zu jenem Zeitpunkt verfügte: 28:19 lautete der Spielstand aus Sicht der Gäste, die letztendlich mit 29:20 über den SV Hermsdorf zum Auftakt der Mitteldeutschen Oberliga triumphieren sollten.

„Es ist heute das eingetreten, womit wir im Vorfeld gerechnet haben: Wir empfingen eine Mannschaft, die eingespielt und abgeklärt war“, resümierte Mario Kühne, der gleich zum Auftakt auf sein berühmt-berüchtigtes Handball-Netzwerk zurückgreifen musste: Mit Daniel Zele, Urgestein Jan Heilwagen und schlussendlich auch Haudegen Stefan Riedel, der in der 48. Minute eingewechselt wurde, standen drei Akteure auf dem Feld, die sich eigentlich aus den Reihen der Kreuzritter verabschiedet hatten.
Kurz vor und nach der Pause das Spiel aus der Hand gegeben

„Ohne sie wäre unsere Kader heute schlichtweg zu schmal gewesen“, sagte der Trainer, der am ersten Spieltag der Saison auf Hannes Rudolph und Paul Götze verzichten musste. Der Linksaußen und der Rückraumakteur waren aus privaten Gründen verhindert.

„Wir sind nur einmal Amateure, da kann so etwas schon einmal vorkommen“, betonte Kühne, der auch darauf verwies, dass es gutmöglich sei, dass Zele, Heilwagen und Riedel im Laufe der Saison hin und wieder in das Geschehen auf dem Feld eingreifen könnten.

„Darüber entscheiden aber sie allein“, so der Trainer, der mit seinem nächsten Atemzug auf die zentrale Phase der Partie zu sprechen kam. In den noch ausstehenden fünf Minuten des ersten Aktes der Begegnung gelang es den Handballern aus Sachsen-Anhalt, sich um drei Tore (13:10/29.) abzusetzen. In den ersten zehn Minuten des zweiten Spielabschnitts konnten sie ihre Führung schließlich auf sechs Tore (20:14/38.) ausbauen – dergleichen kam durchaus einer Vorentscheidung gleich…

Jene Phase vor und nach der Pause war laut Mario Kühne der Knackpunkt der Partie – da habe man das Spiel aus den Händen gegeben. „Gen Ende des ersten Aktes haben wir uns zwei, drei Fehler zu viel erlaubt. Nach der Pause gelang es uns wiederum nicht, die zuvor besprochenen Vorgaben umzusetzen – und das war unser Krebsschaden, sodass man sagen muss: Summa summarum war es heute eine verdiente Niederlage für uns.“

Der Trainer des SV Hermsdorf verwies zudem auf einen Akteur in der Reihen des HC Aschersleben: Rechtsaußen Andreas Rojewski, der einst in den Diensten des SC Magdeburg und des SC DHfK Leipzig stand. „Trotz seines Alters ist er für das Team eine ungemeine Bereicherung. Auch jetzt merkt man immer noch seine Klasse an – diese Ruhe, diese Gelassenheit, diese Routine“, schwärmte der SVH-Coach über den nunmehr 38-Jährigen, der fünf Tore zum Sieg der Gäste beisteuerte. Zu dem einstigen Handball-Profi in den Reihen der Gäste gesellte sich aber noch ein weiterer HC-Akteur, der bei den Kreuzrittern und auch bei den Zuschauern einen bleibenden Eindruck hinterließ: Keeper Sven Mevissen, dessen Körpergröße jene des Tores überragte und an dem die Kreuzritter in schöner Regelmäßigkeit scheiterten. „Seine pure Präsenz zwischen den beiden Pfosten beeindruckt ungemein, und obwohl er sehr, sehr groß und massig daherkommt, ist er auch sehr agil – gleich einem athletischen Obelix“, sagte Mario Kühne, in dessen Team Heimkehrer Kevin Elsässer-Pech mit neun Toren – darunter vier Siebenmeter – der erfolgreichste Werfer war.

„Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen – sie hat gekämpft. Ich bin natürlich enttäuscht, aber nicht sauer. Ich habe heute Positives gesehen, aber auch viel Stückwerk, sowie ein paar Dinge, an denen wir unbedingt arbeiten müssen. Einen spielerischen Fortschritt werden wir jedoch nur erzielen können, wenn wir künftig eine entsprechende Trainingsbeteiligung haben“, führte Kühne weiter aus. Und ja, der Saisonauftakt sei seines Erachtens zu früh gekommen: „Bei uns hat man das heute leider eindrucksvoll gesehen:“

OTZ, 5.9.2023

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