Jan 16, 10 Jahren ago

Jens Friedrich hört auf

Handball Männer, Mitteldeutschen Oberliga: Nach wochenlangen Anfeindungen und Beleidigungen brachte die hohe Heimniederlage der Hermsdorfer Mannschaft gegen Radis beim langjährigen Cheftrainer das Fass zum Überlaufen.

Von Jens Henning Hermsdorf. Jens Friedrich (43) aus Hermsdorf ist nicht mehr Trainer bei den Oberliga-Handballern des SV Hermsdorf. Am Sonntag informierte er den Abteilungsleiter Peter Winkler über seine Entscheidung. Die hohe Heimniederlage am Vorabend gegen den TuS 1947 Radis sei nicht der Auslöser gewesen, sagte Friedrich, „das Spiel war aber der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die letzten Wochen waren nicht einfach. Wenn ich nach einem Spiel nachts nicht mehr einschlafen kann. Wenn ich durch Anfeindungen, Beleidigungen und Beschimpfungen so dünnhäutig werde, dass ich bei Kleinigkeiten überreagiere, ist das einfach nicht gut. Meinem Körper, meiner Gesundheit haben diese Wochen nicht gut getan. Deshalb bin ich den Schritt gegangen, der mir nicht leicht gefallen ist. Ich wollte gern den Weg mit dem Neuaufbau, mit der Verjüngung der Mannschaft fortsetzen.“
Gestern Abend informierte er die Mannschaft, „Ich hoffe, die Spieler nehmen es mir nicht übel, dass wohl halb Hermsdorf von meiner Entscheidung schon weiß. Am Sonntagabend wusste sogar ein Verantwortlicher des Handball-Verbandes darüber. Da hätte ich mir einfach mehr Loyalität gewünscht vor allem gegenüber den Spielern.“
Mit dem Ende seiner ehrenamtlichen Tätigkeit endet eine Ära, die am 15. Dezember 2007 begann. Er übernahm den Trainerposten vom glücklosen Leipziger Udo Lisiewicz, der 31 Minuten nach dem Heimdebakel gegen den VTZ Saarpfalz in der Regionalliga Südwest durch Peter Winkler von allen Aufgaben entbunden wurde.
Über sechs Jahre war Friedrich Trainer des SV Hermsdorf. Er ist damit der dienstälteste Trainer in der Nachwendezeit. Kein Sportfreund stand länger ohne Unterbrechung in dieser Verantwortung. Bereits im Mai 2007 übernahm Friedrich für vier Saisonspiele und als Nachfolger von Steffen Reis die Leitung der ersten Mannschaft. Auf bis zu 60 bis 70 Stunden pro Monat schätzte Friedrich seine Trainertätigkeit. „Man darf hier ja nicht nur die drei Trainingstage und das Spiel am Wochenende sehen. Da gehört viel mehr dazu.“
Jens Friedrich will erst einmal Distanz bekommen vom Handball, und er will seiner Familie etwas von der Zeit zurückgeben, „worauf vor allem meine Frau in den vergangenen sechs Jahren immer verzichten musste, weil wir sogar unseren Urlaub nach dem Handball planen mussten.“
Friedrich dankte vor allem seinen Wegbegleitern, Trainerkollege Mario Kühne und Teammanager Ralf Johnke, „die beide einen großen Anteil hatten an einer erfolgreichen Zeit. Und ich wünsche den Spielern alles Gute, dass sie die Saison gut zu Ende bringen.“

OTZ

Fabel-Saison mit nur einem Unentschieden Handball Visitenkarte von Jens Friedrich

Hermsdorf. Der Aufstieg in die Mitteldeutsche Oberliga im Sommer 2010, drei erfolgreiche Spielzeiten in der vierthöchsten Spielklasse Deutschlands mit zwei achten Plätzen und einem sechsten sechs als beste Platzierung, zwei Landespokalsiege 2009 in Bad Blankenburg und 2010 in Hermsdorf, jeweils im Final Four, dazu der Fabel-Rekord in der Oberligasaison 2009/10 mit nur einem Minuspunkt in 26 Spielen, die Visitenkarte des Sportfreundes Jens Friedrich als verantwortlicher Trainer bei den Handballern des SV Hermsdorf, der am Sonntag seinen Rücktritt bekannt gab, ist nicht nur lang, sondern auch sehr erfolgreich.
Friedrich, der als Torwart begann und 1997 in einem Pokalspiel gegen Sonneberg nach einer schweren Knieverletzung seine aktive Laufbahn beenden musste, war nicht nur als Trainer im Männer-Bereich erfolgreich, sondern auch im Nachwuchs. Er holte sieben Landesmeistertitel und einen Landespokalsieg. Er führte zusammen mit Mario Kühne und Hubert Herling den Spieler-Jahrgang 1988 auf Platz drei der Südwestdeutschen Meisterschaft.
Der heute 43-Jährige gehört damit zu den Top-3-Trainern in Handball-Hermsdorf hinter den Trainer-Legenden Werner Köhler und Lutz Klecha.

OTZ/piek

Friedrichs Trainer-Statistik

* Mai 2007, Regionalliga Südwest: Friedrich übernimmt das Traineramt für vier Spiele von Steffen Reis.
* 15. Dezember 2007: Friedrich wird in der Regionalliga Südwest Nachfolger von Udo Lisiewicz
* 2008/09 Oberliga Thüringen: 2. Platz hinter dem HSV Apolda.
* 2009/10 Oberliga Thüringen: 1. Platz und direkter Aufstieg in die neu geschaffene Mitteldeutsche Oberliga.
* Platzierungen des SVH
2010/11: Mtdt. Oberliga, 8. Platz
2011/12: Mtdt. Oberliga, 8. Platz
2012/13: Mtdt. Oberliga, 6. Platz
2013/14: Mtdt. Oberliga, 7. Platz
u 12. Januar: Friedrich tritt zurück

Schwere Monate für SV Hermsdorf

Hermsdorf. Vor vier schweren Monaten stehen die Handballer des SV Hermsdorf in ihrer vierten Oberliga-Saison. Nach Abschluss der Hinrunde rangiert die Mannschaft zwar auf Rang sieben. Sieben weitere Vereine stehen noch hinter dem SVH in Tabelle. Es handelt sich aber nur um eine Momentaufnahme.
Vier Mannschaften (Staßfurt, Radis, Plauen, Goldbach) haben nach dem 13. Spieltag nur einen Punkt weniger als Hermsdorf, eine fünfte Mannschaft mit Hoyerswerda liegt nur zwei Zähler hinter dem Hermsdorf. Und auch der drittletzter Tabellenplatz, der wohl nicht für den Ligaverbleib reichen wird, sollte aus der dritten Liga eine Mannschaft aus Mitteldeutschland absteigen, ist nur drei Punkte entfernt.
Das Programm der Hermsdorfer Handballer in der Rückrunde, die am Samstag mit dem Heimspiel gegen die SG GoGo Hornets beginnt, hat es in sich. Von den sieben Mannschaften, die nach Hermsdorf kommen, sind nur Goldbach als aktuell Elfter und Rot-Weiß Staßfurt als Achter noch schlechter platziert als der SVH. Die anderen fünf Gegner mit dem HC Glauchau/Meerane, HSG Freiberg, HG 85 Köthen, HC Burgenland und SV Oebisfelde gehören zur Top 6 der Oberliga. Im Gegenzug muss Hermsdorf sechsmal auswärts antreten, fünf der sechs Gegner stehen hinter Hermsdorf in der Tabelle. Hermsdorf muss noch nach Plauen, Calbe, Ziegelheim, Hoyerswerda und Radis.
Hermsdorfs Co-Trainer Mario Kühne ist überzeugt, dass die Entscheidung, welche Mannschaften in diesem Jahr wieder zurück in ihre Landesverbände müssen, möglicherweise erst am 26. und letzten Spieltag fällt. Das wäre der 10. Mai. Die Hermsdorfer müssen nach Radis.

OTZ/piek

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