Handball Männer, Mitteldeutsche Oberliga: Mario Kühne absolvierte am Dienstagabend seine erste Einheit als Cheftrainer.
Hermsdorf. Für den 30 Jahre alten Mario Kühne war es am Dienstagabend nicht das erste Training, dass er bei der ersten Männermannschaft leitete. Es war aber schon ein besonderes. Es war für ihn das erste als alleiniger Trainer des Handball-Oberligisten. Wie lange Kühne das Amt ausüben darf, darüber sollte möglicherweise schon gestern Abend befunden werden.
Kühnes bisheriger Trainerkollege Jens Friedrich, der am Sonntag überraschend seinen Rücktritt erklärte, kam erst kurz vor 20 Uhr in die Werner-Seelenbinder-Sporthalle, um sich wenig später in der Umkleidekabine der ersten Mannschaft offiziell von seinen Spielern zu verabschieden. Kühne hatte zum Trainingsbeginn nichts durchblicken lassen. „Ich habe den Spielern erklärt, dass Jens später kommt und dann etwas sagen möchte.“ Die anderthalb Trainingsstunden verliefen gewohnt konzentriert. Wie fast immer startete das Dienstag-Training mit einem Fußballspiel, ehe das Spielgerät bei den Übungen deutlich kleiner wurde. Kühne nahm die Spieler oft zusammen, um Fehler auszuwerten oder Hinweise zu geben. An Kühnes Seite stand immer der verletzte Spieler Stefan Riedel. Und Riedel hielt zu Beginn des Trainings eine auf den Zuschauerbänken noch deutlich zu vernehmende Ansprache mit Blick aufs nächste Heimspiel gegen Goldbach. „Jungs, wenn ihr frei durch seid und zum Torwurf kommt, möchte ich ab sofort keine Heber oder Dreher mehr sehen. Ich möchte, dass bei jedem Wurf das Tor zusammenbricht. Gebt Vollgas!“, schwor Riedel seine Mitspieler ein.
Für Kühne hat das Goldbach-Spiel am Sonnabend richtungsweisenden Charakter.
„Wenn wir das Spiel am Sonnabend verk…., dann geht es für uns bis zum letzten Spieltag in Radis um den Klassenerhalt“, sagte Kühne. Zu zehnt wurde trainiert. Alle Spieler aus dem Oberliga-Kader, die da sein konnten, waren dabei. Torwart Robert Zehmisch fehlte. Er ist in dieser Woche beruflich verhindert. Student Matthias Krüger, der bis Anfang März im Saarland unterwegs ist, hält sich seit Montag bei einem Verein in Saarbrücken fit. Tobias Högl schaute nur zu. Er hatte sich im Radis-Spiel verletzt. Am Montag ließ Högl das rechte Knie bei einem MRT-Termin durchleuchten. Heute gegen 11 Uhr steht in Jena die Auswertung an. „Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist. Ich will am Sonnabend wieder spielen.“ Neu-Trainer Kühne wirkte nicht so zuversichtlich. „Ich glaube nicht, dass Tobi gegen Goldbach spielen kann.“ Als Ausrede will und wird Kühne einen möglichen Ausfall seines Rückraumspielers für das Goldbach-Spiel aber nicht gelten lassen. „Wir müssen noch enger zusammenrücken. Lamentieren hilft uns doch auch nicht weiter.“ Fehlen werden weiter Michael Seime (instabiles linkes Knie) und Henry Wendt (Probleme im Wurfarm). Wendt trainierte zwar am Dienstag mit, aber nur individuell und sehr dosiert. Kühne hatte schon im Sommer 2013, bevor die Verletzungsmisere bei den Hermsdorfern begann, fast gebetsmühlenartig betont, dass es für die Hermsdorfer auch im vierten Jahr der Zugehörigkeit zur Mitteldeutschen Oberliga zuerst um den Klassenerhalt geht. Sechs Monate später ist das die nackte Realität.
Jens Henning / 16.01.14 / OTZ