Handball Männer, Mitteldeutsche Oberliga: Köthen präsentiert sich am Sonnabend alles andere als ein Kandidat für den Aufstieg in die dritte Liga und verliert verdient. SVH-Co-Trainer Peter Wolter sieht sogar noch Steigerungsmöglichkeiten
SV Hermsdorf – HG 85 Köthen 31:25 (17:12)
SV Hermsdorf haben am Sonnabend mit der HG Köthen einen der drei Anwärter für den Aufstieg in die dritte Liga mit 31:25 (17:12) besiegt. Das in den letzten Tagen und Wochen so arg strapazierte Nervenkostüm der Hermsdorfer Zuschauer bekam am Sonnabend nicht mehr gekannte Streicheleinheiten, so gut spielte die Heimmannschaft. Bis zur 40. Minute musste man sich schon etwas verwundert die Augen reiben. Wer war hier die Mannschaft, die um den Klassenerhalt spielt? Wer war die Mannschaft, die Ansprüche stellt, in die dritthöchste Liga Deutschlands aufzusteigen Die Gäste aus Köthen blieben diesen Beweis die komplette erste Halbzeit und auch weite Strecken der zweiten Halbzeit schuldig. Nur zwischen der 41. und 49. Minute konnte man erahnen, warum die HG Tabellenzweiter der Mitteldeutschen Oberliga ist. Lethargisch, phlegmatisch, fast ein wenig arrogant wirkte der Auftritt der Gäste-Mannschaft. Das spiegelte sich auch auf den Wechselbänken wieder. Während bei den Hermsdorfern von der ersten bis zur letzten Minuten Bewegung und Leidenschaft herrschte, wirkten die Köthener Ersatzspieler samt Trainer-Team vor allem im ersten Durchgang fast wie gelähmt. Diese Mannschaft lebte nicht, dafür aber die Hermsdorfer. „Wir haben heute gezeigt, wie stark wir sind, wenn wir unser Konzept 60 Minuten durchspielen. In dieser Verfassung wird es jede Mannschaft schwer haben, aus Hermsdorf etwas mitzunehmen“, sagte Tobias Högl (33) nach dem Abpfiff. Högl lieferte eines seiner besten Spiele im SVH-Trikot in dieser Saison, weil er, bis auf wenige Ausnahmen, mannschaftsdienlich spielte.
Als Henry Wendt (22) nach 22 Minuten das 12:7 warf, hätten die Schiedsrichter das Spiel wegen Überlegenheit abpfeifen können. Die Hermsdorfer behaupteten, im Vergleich zu vielen anderen Partien davor, diesen Vorsprung bis zum Schluss.
Die Gäste, die mit Denny Friedl einen Alleinunterhalter auf dem Parkett hatten, stellten in der zweiten Halbzeit ihre Abwehr viel offensiver. Am Torabstand veränderte sich nichts, weil „wir heute sehr diszipliniert gespielt haben. Weil wir nicht, wie zuletzt, uns überhastet und zu schnell den Wurf genommen haben“, sagte Hermsdorfs Trainer Mario Kühne (30).
Marvin Schreck (26) war gegen seinen Lieblingsgegner Köthen über Linksaußen fast nie zu stoppen, da konnte der Winkel beim Torwurf noch so spitz sein. Schreck traf aus allen Lagen. Schreck warf sieben Tore genau wie Daniel Zele (22), den die Köthener Abwehrspieler mehrfach gehörig bearbeiteten. Auf der Kreismitte setzte Stefan Riedel (32), der mit seinem kahl rasierten Kopf fast wie der Bruder von Tobias Högl wirkte, seinen Körper immer wieder erfolgreich ein. Seine sportliche Vergangenheit im Basketball half ihm. Trotz Bedrängnis fing er den Ball und ließ ihn nur nach einem Foul und dem Pfiff des Schiedsrichters wieder los.
Dass die Hermsdorfer mit Köthen eine Spitzenmannschaft der Liga schlugen, davon war Co-Trainer Peter Wolter (51) schon die gesamte Woche überzeugt. „Wir haben die Mannschaft stark geredet. Da war nie die Rede, dass wir das Spiel verlieren. Wenn man so negativ ins Spiel gehen würde, glaubt man am Ende noch selbst daran. Das war ein gutes Spiel. Ich sehe aber noch Luft nach oben“, sagte Wolter.
OTZ/Jens Henning
SVH: Harseim, Zehmisch – Rudolph, Fischer (3), Masak (3), Schreck (7), Högl (7), Fazik, Wendt (3), Riedel (1), Zele (7), Opel, Heilwagen, Seime