In einem wahren Handball- Krimi und mit der zweiten oder dritten Luft bezwingen die Kreuzritter den Aufsteiger aus Spergau mit 29:27 (11:18)
Es hätte nicht schlimmer beginnen können als wie am gestrigen Abend gesehen. Unter dem Motto: „die hauen wir einfach mal so weg“, ging der erste Spielabschnitt komplett in die Hose.
Spergau präsentierte sich bestens vorbereitet auf das Hermsdorfer Spielsystem und mit viel Laufaufwand und zielsicheren Abschlussaktionen belohnte sich de Gast eins ums andere Mal.
Coach Kühne kam aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Folgerichtig schon nach 5 ½ Minuten die Auszeit. Da führten die Gäste mit 5:1. Im Deckungsverhalten offenbarten die Hermsdorfer unwahrscheinliche Lücken. Es wurden diese nicht zugeschoben und dann kamen die platzierten Würfe auch noch zielsicher im Hermsdorfer Tor an. Torhüter Nedved meistens ohne Chance und auf sich allein gestellt.
In der Vorwärtsbewegung das nächste Dilemma. Chancen gab es, doch im Abschluss ohne Fortune bzw. man scheiterte am stark haltenden Spergauer Torhüter Tobias Thiele. Da die Gäste nicht locker ließen, schraubten sie den Vorsprung weiter in die Höhe. Hermsdorfs Trainer rotierten beim Personal und versuchten durch Umstellungen Schadensbegrenzung zu betreiben, doch ohne den notwendigen Erfolg. Vieles erinnerte an die verpatzte Partie gegen den Aufsteiger aus Zwickau. Nach 20 Minuten drohte es eine unabsehbare Blamage zu werden, da führte der Gast mit sage und schreibe 9 Toren beim 14:5. Mit einem 7-Tore Vorsprung (18:11) und breiter Brust gingen dann die Spergauer Spieler in die Pause.
In der Hermsdorfer Kabine kam erst die ruhige Ansage von Co Peter Wolter in Richtung mangelndes Deckungsverhalten und dann im ähnlichen Tonfall der Trainer mit bestimmenden Worten an sein „Turtles- Haufen“. Alte Tugenden waren gefragt.
Unter dem Motto „Mühsam ernährt sich das Turtles- Eichhörnchen“ und das Schild nicht auf dem Rücken sondernd jetzt vor der Brust, kämpften sich der Gastgeber pö a pö zurück ins Spiel. Im Deckungsverband wurde immer besser, verbunden mit hohem Laufaufwand, verschoben und im Angriff gnadenlos in die Lücken gegangen. Zählbares sprang zwar bis zur 39. Minute noch nicht heraus aber man hatte nur 2 Tore gefressen.
Dann sorgte Hermsdorfs Torhüter Petr Nedved für einen emotionalen Gefühlsausbruch, der ihm eine 2 Minuten Strafe einbrachte. Es war wohl mehr ein Signal an seine Vorderleute sich den „A..“ aufzureißen, als die vorangegangene strittige Schiedsrichterentscheidung zu kommentieren. Zu dem Zeitpunkt führte der Gast noch mit 6 Toren beim Stand von 15:21. Für den Bestraften kam Robert Zehmisch ins Tor und was dann in den verbleibenden 20 Restminuten ablief zeigte, was mit Kampfkraft und Vertrauen ins eigene Könne zu erreichen ist.
Aus einem 15:21 machten die Kreuzritter innerhalb von 7 Minuten ein 21:21. Die Halle stand Kopf. Was die Deckung, mit einem überragenden Robert Zehmisch im Tor leistete, war Phänomenal. In diese Phase hinein kam die dritte Zeitstrafe für Matej Fazik. Spergau nutzte die Überzahl, um mit 22:21 in Führung zu gehen. Doch es war nur Makulatur. Es sollte die letzte Führung der Gäste sein. Danach rollte nur noch der „Holzland- Turtles- Express“. In der 50. Minute die erste Führung für den Gastgeber zum 23:22. Das Spiel war komplett gedreht. Spergau hatte bis dahin nur 4 Tore selbst geworfen, die Hermsdorfer einen 7 Tore Halbzeit-Rückstand aufgeholt. Als es nach 57 Minuten sogar eine 4-Tore Vorsprung wurde (28:24) skandierte die Halle stehend dem „Holzland-Turtles“. Es war Gänsehautfeeling pur, es hielt keinen mehr auf seinen Platz. Es war was für Adrenalin- Junkies.
Während den Gästen vermehrt die Luft ausging, man hatte die Eindruck dass sie ab der 45. Minuten stehend k.o waren, puschten sich die Holzländer immer mehr. Dazu kam, dass Spergau spielerisch komplett die Linie verloren hatte. Knackpunkt für die SG und emotionale Höhepunkte für die Hermsdorfer waren die 3 in Folge gehaltenen Siebenmeter von Robert Zehmisch. Und am Ende fielen dann auch endlich die etwas einfacheren Toren, weil die Laufbereitschaft noch da war.
Der Schlusspfiff fiel dann in ein sich entladendes Glücksgefühl bei den Spielern und Fans.
Solche emotionalen Wellentäler möchte man eigentlich nicht haben aber er verbreitet am Ende doch ein „Geiles Gefühl“ und animiert einen immer wieder zum Handball zu gehen.
Für die Holzländer spielten im Tor: Nedved und Zehmisch
Spieler: Rudolph (3/2); Fischer (2); Kovacs (1); Schreck; Högl (8/2); Wendt (2); Riedel (4); Heilwagen (2); Ehm (4); Seime, Fazik (3)
7- Meter: SVH: 5/4 Spergau: 5/1
Zeitstrafen: SVH: 9 (3×2`Fazik 47`) Spergau: 7
Schiedsrichter: O. Niedtner / Th. Schüller (HVS)