Handball: Auch der ehemalige Drittligist HC Aschersleben konnte am Sonnabend die Männer des SV Hermsdorf nicht aufhalten. Trainer Mario Kühne redet trotzdem weiter nur vom Klassenerhalt.
Hermsdorf. Die Handballer des SV Hermsdorf sind offenbar von Niemandem in der Mitteldeutschen Oberliga aufzuhalten.
Auch der Drittliga-Absteiger und vor der Saison hoch gehandelte Staffelfavorit HC Aschersleben konnte am Sonnabend die Erfolgsserie des SVH nicht stoppen. Die Hermsdorfer gewannen 31:26 (15:13) und schoben sich vor dem letzten Spiel des Jahres sensationell auf Tabellenrang drei in der vierthöchsten Spielklasse Deutschlands vor.
„Sie ist einfach nur geil, diese Truppe. Ich bin so etwas von stolz auf meine Mitspieler. Es fühlt sich alles so gut an“, sagte Hermsdorfs Spieler Stefan Riedel nach dem fünften Sieg in Folge und den Pluspunkten 14 und 15.
Eine Wiederholung des Spergau-Krimis, als die Hermsdorfer einem Neun-Tore-Rückstand nachliefen, gab es am Sonnabend nicht. Es wurde das wie vom Hermsdorfer Trainer Mario Kühne im Vorfeld erwartet Spiel auf Augenhöhe. „Aschersleben hatte sich gut auf uns eingestellt. Das hat man über weite Strecken der ersten Halbzeit gesehen“, sagte Kühne. In der zweiten Halbzeit stand bei den Hermsdorfern die Deckung viel besser. Das war der Schlüssel zum nächsten Erfolg.
Dass der SVH wieder gewinnen würde, war in der Woche vor dem Spiel nicht abzusehen. Die Trainingsbeteiligung war auf Grund der beruflichen Verpflichtungen nicht optimal. Am Dienstag standen Kühne und Co zu fünft in der Halle, am Mittwoch zu siebt und am Donnerstag zu zehnt.
„Wir haben uns dennoch sehr genau auf den Gegner und auf das Spiel vorbereitet“, sagte Kühne. Die neue Qualität dieser Hermsdorfer Mannschaft ist auch die Fähigkeit, auf neue Deckungsvarianten des Gegners das richtige Mittel zu finden. Ascherslebens Trainer Dmitri Filippov, Olympiasieger mit Russland 2000, wollte beim Stand von 21:25 aus Gäste-Sicht offensiv decken. Nach drei Angriffen des SVH und drei Toren von Tobias Högl (2) und Hannes Rudolph stellte er wieder auf das alte System um.
Hannes Rudolph bekam am Sonnabend den Vorzug vor Henry Wendt. Es war wieder so eine Bauchentscheidung Kühnes. „Ich kann das nicht erklären. Ich höre auf meinen Bauch und das funktioniert.“ Beide, Rudolph und Wendt, hatten die Woche über gut trainiert , doch Rudolph spielte, und quirlige Rudolph erfüllte die Erwartungen.
Deutlich mehr Spielanteile, auch im Angriff bekam der längste im SVH-Team, Matej Fazik. „Wir spielen länger zusammen, deshalb spielen wir besser. Am Anfang der Saison waren wir noch nicht so erfolgreich. Wenn wir so weiterspielen, sollten noch viele Siege möglich sein“, sagte Fazik.
Für Hermsdorfs Co-Trainer Peter Wolter gab es mehrere Gründe, warum die Hermsdorfer von Sieg zu Sieg eilen. „Wir spielen in den wichtigen Phasen des Spiels ruhig weiter, überdrehen nicht und nehmen auch nicht unkontrollierte und unvorbereitete Würfe. Stattdessen warten wir bis zum Schluss auf die Wurfchance. Das ist eine neue Qualität dieser Mannschaft.“ Und dann sei auch die Bereitschaft, in der Abwehr zuzuzupacken ein Erfolgsgarant. „Wir haben in der Halbzeit den Torhütern gesagt, dass sie sich eine Ecke nehmen sollen bei den Würfen des Gegners. Die andere muss der Abwehrspieler dicht machen. Dass hat gut geklappt. Aschersleben kam nicht mehr zu seinen einfachen Toren aus dem Rückraum.“
Felix Reis (17) kam nach seinem ersten Einsatz vor einer Woche in Naumburg auch zu einem ersten Einsatz bei einem Heimspiel. 72 Sekunden vor Schluss durfte er einen Siebenmeter werfen. Mitspieler Jan Heilwagen stupste ihn kurz vor dem Wurf und wünschte Glück. Und Reis verwandelte zum zwischenzeitlichen 30:24.
Ist denn die Hermsdorfer Mannschaft nun plötzlich ein Spitzenteam in der Mitteldeutschen Oberliga? Stefan Riedel umschiffte geschickt die Frage. Er meinte. „Wenn wir auch in den nächsten Spielen das abrufen, was wir können, sollten wir oben mitspielen.“
Trainer Kühne schüttelte mit dem Kopf. „Jeder Punkt zählt. Erst wenn wir rechnerisch durch sind und nicht mehr absteigen können, äußere ich mich zu anderen Saisonzielen.“
SVH: Nedved, Zehmisch – Rudolph (5), Fischer (2), Schreck, Högl (8), Wendt, Riedel, Zele (8), Heilwagen (3), Ehm (2), Seime (1), Fazik (1), Reis (1)
Jens Henning / 08.12.14 / OTZ