Handball Männer, Oberliga: In einer temporeichen Partie in Freiberg wirkten die beiden Thüringer Schiedsrichter einige Male überfordert. 45:46 verliert der SVH.
Freiberg. Gute Schiedsrichter, egal in welcher Sportart, sind die, die man im Wettkampf kaum wahrnimmt, weil sie ihrer wichtigen Aufgabe, ein Spiel zu leiten, nachkommen: Wenn es aber, wie am Sonnabend im Spiel der Mitteldeutschen Oberliga, in der Ernst-Grube-Sporthalle in Freiberg, die beiden Herren Christian Göhring (Erfurt) und Dirk Neumann (Eisenach) geschafft haben, nahezu jede Spielanalyse von beiden Mannschaften zu dominieren, kann irgendetwas nicht gestimmt haben.
Der sportliche Sieg der HSG Freiberg mit 46:45 (23:23) gegen den SV Hermsdorf wurde fast schon zur Nebensache. Hermsdorfs Trainer Mario Kühne wollte sich nicht öffentlich über die Spielleiter beschweren. „Das bringt doch nichts. Am Ende kommt es wieder auf uns zurück. Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir hätten gern unsere Serie der letzten Wochen fortgesetzt. Das hat nicht ganz geklappt, schade“, sagte Kühne. Er pfiff auch seinen Co-Trainer Peter Wolter zurück, als der in seinem Statement zum Spiel auf die Schiedsrichter zu sprechen kam.
Das Zeitstrafen-Verhältnis von 12:3 für die Gäste aus Hermsdorf brachte alle SVH-Beteiligten nach der Partie auf die Palme. Mehr als eine Konzessionsentscheidung war die Rote Karte für den Hermsdorfer Tobias Högl in der 43. Minute. Die Spielleiter hatten sich bis dahin offenbar zu sehr vom lauten Publikum beeindrucken lassen. Der „gefoulte“ Spieler David Dehn, der 20 Sekunden am Boden lag und sich behandeln ließ, lächelte beim Zurücklaufen und reckte den Daumen seiner linken Hand in Richtung Publikum. Högl war auch nach dem Spiel noch außer sich. „Ich bin sauer, stinksauer. Ich weiß bis jetzt noch nicht, warum ich da die Rote Karte gesehen habe.“
Die Freiberger Spieler, zwar fast alle noch sehr jung, agierten schon sehr clever. Offenbar waren die beiden Schiedsrichter auch vom Umfeld und von vielen Lautsprecher-Ansagen für „Die Dachse“, das ist der Kosename der Freiberger Handballer, so irritiert und beeindruckt, dass sie sich den Tieren, die zur Familie der Marder gehören, offenbar mehr verbunden fühlten und auch über die eine oder andere Aktion hinwegsahen, die sie bei den Gästen kategorisch bestraften.
Dabei übersahen sie auch schlimme Aktionen: Das Zu-Spät-Kommen von Erik Fischer in der sechsten Minute, als er den Freiberger Adrian Kammlodt im Gesicht traf, war dicht an einer Körperverletzung. Diese Aktion hätte Rot verdient gehabt, dagegen war Högls Rot-Aktion ein Lacher.
Matej Fazik, Hermsdorfs längster Spieler, schaute einige Mal entsetzt gen Spielleiter. Er wurde am Kreis oft von zwei Spielern bearbeitet. Statt Siebenmeter, weil Abwehr durch den Kreis, gab’s nur Freiwurf. Und auch Daniel Zele wunderte sich einige Mal, als er bei seinen Würfen plötzlich einen Rucksack spürte in Form eines HSG-Gegenspielers. Das Spiel lief weiter.
Der hohen Zahl an Zweikämpfen, geschuldet der offensiven und fast nur auf den eigenen Torerfolg ausgelegten Spielweise der HSG, und dem hohen Tempo, waren die Spielleiter nur selten gedanklich gewachsen bei ihren Entscheidungen.
Die Hermsdorfer Handballer standen dicht vor einem Punktgewinn oder mehr. Als Högl Ende der 25. Minute das 23:19 erzielte, war sogar eine Pausenführung möglich. Doch die Gäste verspielten den Vorsprung, weil Högl und und kurz darauf Fazik frei scheiterten. Trainer Kühne ahnte schon, was kommen wird. Freiberg schaffte nicht nur den 23:23-Ausgleich. Nach Högls Herunterstellung schien die Partie nach dem Zwischenspurt der Heimmannschaft zum 37:29 (43.) durch den Ex-Hermsdorfer Kevin Elsässer gelaufen. Es folgte die stärkste Phase der Hermsdorf. Zele traf zum 37:39 (49.). Freibergs Trainer Andreas Bolomsky, der im Publikum saß, gestikulierte wild und forderte von seinem Co-Trainer einen Torwartwechsel. Gerd Vogel kam und verhindert den sofortigen Anschluss. Der gelang Eric Fischer mit dem 40:41 (54.).
Ärgerlich aus Hermsdorfer Sicht war die Chance zum möglichen Ausgleich, Die Abwehr hatte einen HSG-Abwehr abgefangen, doch Martin Ehm bekam den Ball nicht zu greifen, dafür Freibergs auffälligsten Kammlodt, der mit Solo auf 45:43 erhöhte. Und Kammlodt entschied auch die Partie. Sein Wurf knallte an die Unterkante, von dort an den Rücken von Robert Zehmisch – zum 46:44. Das letzte Tor gehörte Daniel Zele. Es war sein 19. Tor. Zele wirkte Mitte der zweiten Halbzeit nicht mehr rund in seinem Bewegungsablauf. Offenbar riss bei ihm die alte Verletzung auf. Henry Wendt musste nach 41 Minuten raus mit Verdacht auf Nasenbeinbruch. Michael Seime schied nach Schulterverletzung schon in der Startphase aus.
SVH: Zehmisch, Nedved – Rudolph (5), Fischer (4), Schreck, Högl (5), Zele (19), Heilwagen (7), Ehm (2), Seime (1), Fazik (2).