Handball: Ohne die verletzten Michael Seime und Daniel Zele gewinnen die Holzländer gegen den bis dato auswärts noch verlustpunktfreien Spitzenreiter vom HC Glauchau-Meerane 34:29 (19:14).
Hermsdorf. Handball kann man nicht erklären, Handball muss man erleben. Der Auftritt der Hermsdorfer Handballer am Sonnabend gegen den Liga-Primus HC Glauchau-Meerane war wohl das beste Erlebnis, was den knapp 500 Zuschauern, vorausgesetzt ihr Herz schlug im SVH-Takt, am zehnten Tag des neuen Jahres passieren konnte.
Vor dem Spiel der Mitteldeutschen Oberliga sprach alles für den Gast aus Glauchau, der mit fünf Auswärtssiegen in Folge anreiste, und fast nichts für die Heimmannschaft. Kurz nach 21 Uhr war das längst Makulatur. Die Glauchauer schauten ein wenig entsetzt in Richtung der jubelnden Hermsdorfer. Mit 34:29 (19:14) hatte der SVH, der ohne Michael Seime und Daniel Zele auskommen musste, den Tabellenführer gedemütigt.
Zwischenzeitlich sah es nach einer Demontage der Glauchauer aus, als der Gastgeber nach 34 Minuten und 20 Sekunden durch Henry Wendts Treffer zum 25:15 mit zehn Toren führte. Dass die Sachsen Klasse haben, demonstrierten in den Minuten nach dem Rückstand. Sie fielen nicht um, sie verkürzten aber beim 23:27 (45.) nur bis auf vier Tore. Und dann hatten die Hermsdorfer wieder die richtigen Antworten und überstanden auch die wohl kritischste Phase in der Partie. Das Polster pendelte zwischen sechs bis acht Toren. Die letzten zwei Minuten, die Glauchau noch eine Resultatsverbesserung brachten, waren aus SVH-Sicht nur noch ein Schaulaufen und ein Genießen. Nach dem Abpfiff machte bei Spielern und Trainern ein Wort die Runde. Torwart und Kapitän Robert Zehmisch sprach vom Reifeprozess, „deshalb haben wir am Ende diese Spiel gewonnen.“ Und auch Trainer Mario Kühne brauchte in seiner Analyse genau dieses Wort vom Reifeprozess.
Kühne meinte auch, dass die Glauchauer wohl seine Mannschaft nicht ausrechnen konnten. „Sie wussten nicht, auf welchen meiner Spieler sie sich konzentrieren mussten.“
Und dann gab es noch einen Satz, der wohl die 60 Minuten am besten beschrieb. Jan Heilwagen formulierte ihn, auch Stefan Riedel und auch Tobias Högl. „Wir sind ein Team, wir sind einem Mannschaft. Und wenn du als Mannschaft auftrittst, kannst du auch gegen einen Tabellenführer gewinnen, obwohl du vielleicht personell geschwächt ins Spiel gehen musst.“
Heilwagen, der mit seinen zehn Toren wohl auch noch in den nächsten der Glauchauer Hintermannschaft für Alpträume bescheren wird, stellte seinen persönlichen Erfolg mit einer zweistelligen Torausbeute ganz hinten an. „Ich lebe von den Zuspielen und von den Lücken, die mir meine Nebenleute schaffen. Ich bin einfach nur stolz auf diese Truppe.“ Stefan Riedel, der erst vier Tage zuvor sein erstes Mannschaftstraining nach überstandener Patella-Sehnenreizung absolvierte, spürte man die Freude auch noch 30 Minuten nach dem Schlusspfiff an. „Diese Mannschaft ist einfach genial. Es hat heute so viel Spaß gemacht, ein Teil dieser Mannschaft zu seine. Und wenn man dann noch sieht, dass die Leute kurz vor Schluss sich von ihren Plätzen erheben, und einen applaudieren, ist das einfach nur überragend“, sagte Riedel.
Kapitän Zehmisch genoss auch die Momente des von vielen sicher nicht eingeplanten Sieges. Er blickte aber auch schon auf die nächsten Spiele. „Sicher ist es schön, gegen den Tabellenführer zu gewonnen. Nüchtern betrachtet, hat es aber heute auch nur zwei Punkte für den Sieg gegeben. Die würde es auch geben, wenn wir gegen den Tabellenletzten gewinnen. Ich hoffe nur, dass wir die nächsten Wochen ohne weitere Verletzungen überstehen.“ Und dann ließ sich der sonst immer so cool und abgezockt wirkende Zehmisch doch noch eine Blick in sein Innenleben zu. „Auch das heutige Spiel hat gezeigt, was alles möglich. Ich denke noch gern an das Spiel gegen Spergau zurück. Das war ja noch eine Spur verrückter. Im Sport ist alles möglich. Wenn du vom Kopf her den Sieg willst, kannst du am Ende auch siegen.“
SVH: Nedved, Zehmisch – Rudolph (2), Fischer (1), Schreck, Högl (5), Wendt (4), Riedel (5), Herling, Heilwagen (10), Ehm (3), Reis, Fazik (4).
Jens Henning / 12.01.15 / OTZ
Bild: Frank Embacher