Handball Oberliga: Mit dem letzten Wurf im Punktspiel kommen die Hermsdorfer Männer am Sonnabend noch zum 27:27-Ausgleich gegen den Tabellenvierten HC Burgenland. 27:27 (15:16)
SV Hermsdorf-HC Burgenland
Hermsdorf. Die Hermsdorfer Handballer kommen ihrem Saisonziel 30 Punkte immer näher. Am Sonnabend gelang gegen die Spitzenmannschaft der Mittel¬deutschen Oberliga, HC Burgenland, beim 27:27 (15:16) ein weiterer Punkt. Der SVH steht drei Spiele vor Schluss bei 28 Zählern. Damit hat der aktuelle Jahrgang die vereinsinterne Bestmarke von 2013 übertroffen. Damals holte die Mann¬schaft aus 26 Punktspielen 27 Punkte.
Gefragtester Mann nach dem Schlusspfiff am Sonnabend war Hermsdorfs Kreisläufer Stefan Riedel. Er erzielte mit der letzten Aktion des Spiels das Tor zum 27:27. „Ich wusste, dass ich den Ball versenke“, sagte Stefan Riedel nach dem Abpfiff. Die Schiedsrichter Oliver Niedtner und Thomas Schüller, beide vom SV Plauen 04 Oberlosa, hatten noch einmal auf Freiwurf entschieden. Die Spielzeit war abgelaufen.
Die Gäste vom HCB standen nur noch mit vier Feldspieler auf dem Parkett. Das Quartett stellte sich auf zur Mauer. Drei Meter entfernt stand Riedel. „Ich hatte eigentlich nur zwei Optionen, entweder nach links abknicken und in die kurze Torwartecke werfen oder einen Hüftwurf ansetzen“, sagte Riedel. Er entschied sich für den Wurf links vorbei an der Mauer – und der Ball landete tatsächlich im Netz zum 27:27-Ausgleich. Der HC Burgenland verpasste den schon sicher geglaubten sechsten Auswärtssieg. Die Hermsdorfer ersparten sich dank Riedels Geniestreich die fünfte Heimniederlage. Es war nicht Riedels erstes Last-Minute-Tor. „In Glinde habe ich auch mal so ein Tor erzielt. Das war noch zu Zeiten in der Regionalliga Mitte. Ich weiß nicht mehr, ob wir damals noch gewonnen hatten oder ob das Spiel auch unentschieden endete.“
Nach dem Abpfiff ließ sich Riedel nicht nur von seinen Mitspielern feiern, er demonstrierte auch seine Treue zum Verein, als er mehrfach mit seiner rechten Hand auf sein Herz trommelte und in Richtung der Zuschauer schaute. „Das war einfach eine Reaktion. Es macht riesig Spaß, für diese Hermsdorfer Mannschaft Handball zu spielen. Ich wollte mich mit dieser Geste einfach mal bei den Leuten da draußen bedanken, die uns auch in dieser Saison so die Treue gehalten haben.“
Riedel trug ab der 49. Minute des Spiels das Trikot von Michael Seime. Riedels Arbeitsbekleidung mit der Nummer zehn war an der linken Schulter zerrissen. Die Schiedsrichter verlangten ein neues Trikot. SVH-Trainer Mario Kühne rannte in die Kabine und holte das Trikot mit der 31, das vom verletzten Seime. Als Riedel sich das Trikot auf dem Spielfeld überstreifte, nahm er kurz Blickkontakt mit Seime auf, der sich im Zuschauerbereich aufhielt. „Er hat kurz genickt, da habe ich mir das Ding drüber gezogen“, sagte Riedel.
Das Finale der Partie der Tabellennachbarn – Hermsdorf ging als Fünfter ins Spiel, Burgenland als Vierter – wurde das erwartete Spiel auf Augenhöhe.
Die Gäste fühlten sich beim Schlusspfiff zwar wie ein Verlierer, das Remis ging aber in Ordnung. Kurz vor Ultimo leisteten sich die Hermsdorfer zwei leichte Ballverluste und versäumten damit die Chance, sich auf zwei Tore abzusetzen. Das sah auch Michael Seime so. „Es ist schwer zu sagen, ob das heute ein Punktgewinn oder ein Punktverlust war. Beide Teams hätten gewinnen, aber am Ende noch verlieren können. Ich denke, das Remis geht deshalb in Ordnung“, sagte Seime.
Der Kreisläufer wird nach seiner Schulterverletzung vom Spiel in Freiberg in Dezember in dieser Saison nicht mehr für die Hermsdorfer auflaufen. „Da muss ich kein Risiko gehen. Ich will fit in die Vorbereitung mit einsteigen“, sagte Seime. Ob das schon eine Zusage war zum Unterschreiben seines Vertrages, ließ er unbeantwortet. Er und Matej Fazik sind die einzigen Spieler aus dem aktuellen Kader, deren Zukunft beim SVH über den Sommer hinaus offen ist. Fazik sprach von einem glücklichen Unentschieden. „So einen Ball, wie ihn der Strafen geworfen hat, der geht nicht immer rein. Zum Glück haben wir Stefan. Der kann sol¬che Bälle versenken.“
Neben Riedels Ausgleich war eine andere Szene viel diskutiert worden. Die ereignete sich in der 15. Minute, als Daniel Zele von halbrechter Position zum Sprungwurf hoch stieg und ihn der Burgenländer Jan Schindler bei der Abwehr mit der linken flachen Hand im Gesicht traf. Die Spielleiter sahen keine Unsportlichkeit, obwohl Zele nicht nur im Gesicht deutlich gezeichnet war, sondern auch nach einer Behandlungspause außer sich war und dem Gegenspieler böse Blicke und einige nicht druckreife Worte hinter her warf. „Das war für mich klar Rot. Wenn die Schiris hier konsequent durchgezogen hätten, hätten sie vielleicht Ruhe in die Partie bekommen, die in einigen Szenen doch sehr ruppig und an der Grenze des Erlaubten war“, sagte Seime.
Jens Henning
SVH: Nedved, Zehmisch – Rudolph, Fi¬scher, Kovasz (3) Schreck, Högl (10), Wendt (1), Riedel (5), Zele (4), Heilwagen, Ehm(2),Fazik(2).
Beste Saison gespielt
Die Hermsdorfer Handballer spielen ihre beste Saison in der Mitteldeutschen Oberliga. Das steht seit Sonnabend fest. Mit dem Punkt gegen den HC Burgenland hat die Mannschaft 28 Zähler – und das drei Spiel vor Schluss. So viele Punkte holten die SVH-Männer den vergangenen fünf Jahren noch nie.
Das waren die Bilanzen seit der Gründung der Mitteldeutschen Oberliga für die Saison 2010/11 des SV Hermsdorf:
• 2010/11 – 8. Platz 696:720-Tore und 24:28-Punkte
• 2011/12 – 8. Platz 691:673-Tore und 24:28-Punkte
• 2012/13 – 6. Platz 690:675-Tore und 27:25-Punkte
• 2013/14 – 8. Platz 703:738-Tore und 25:27-Punkte
• 2014/15 – bislang 5. Platz 683:648-Tore und 28:18 Punkte