Jun 11, 9 Jahren ago

Keine gewachsenen Strukturen

Handball Mitteldeutsche Oberliga: Nachdem Rückzug der Goldbacher aus dem Spielbetrieb der vierten Liga sprachen wir mit Ralf Johnke, stellvertretender Abteilungsleiter im SV Hermsdorf.

Von Jens Henning

Hermsdorf. Dass die Männer-Handballer der HSG GoGo Hornets ab sofort nicht mehr in der Oberliga spielen, lag offenbar am fehlenden Geld. Seit gestern steht auf der Facebook-Seite des Vereins: Es sind die anhaltenden finanziellen Probleme, die es nicht ermöglichen, auch zukünftig einen wettkampffähigen Kader für diese Spielklasse aufzubieten.
Und wie sieht es in Hermsdorf aus? Das wollten wir wissen vom stellvertretenden Abteilungsleiter, Ralf Johnke.

Der SV Hermsdorf gehört mit seiner ersten Männermannschaft zu den Vereinen, die von Anfang an, ab 2010/11, in der vierthöchsten Spielklasse dabei sind. Genaue Zahlen, wie groß der Sponsorenpool der Hermsdorfer Handballer und wie hoch der Saisonetat ist, nannte er nicht. Er meinte jedoch, dass es seit Jahren nicht einfach sei, den Etat zur Absicherung des gesamten Spielbetriebes in der Abteilung Handball zu erwirtschaften. Die Philosophie, wie die Verantwortlichen des SVH-Handballs Jahr für Jahr hinter den Kulissen arbeiten, sei kein Geheimnis. Sie lautet: „Wir geben nur das Geld auch aus, was wir erwirtschaftet haben“, sagte Johnke.
Die Fahrtkosten und Schiedsrichterkosten würden einen großen Teil der Gelder verschlingen, genauso die Startgebühren, die laut Johnke im Vergleich zu anderen Ballsportarten in Thüringen sehr hoch seien. „In der Thüringenliga der Männer muss man wohl 650 Euro an Startgebühren zahlen.“
Die Hermsdorfer sind einer von wenigen Thüringer Vereinen, die zehn und mehr Mannschaften im Spielbetrieb haben. „Es gibt wohl nur noch vier oder fünf andere. Selbst der Thüringer HC und der ThSV Eisenach haben bei weitem nicht so viele.
Der THC beschränkt sich auf den weiblichen Bereich, die Eisenacher auf den männlichen Bereich. Wir haben als SV Hermsdorf sowohl‘ den weiblichen und männlichen Bereich unter einem Dach“, sagte Johnke. Dass sportliche Erfolge, wie die starke Saison der ersten Mannschaft in der Oberliga, die den sechsten Tabellenplatz und 28 Punkten brachten, bei der Gewinnung von Sponsoren helfen, bestätigte Johnke. „Erfolge machen solche Gespräche zwar nicht einfacher, aber sie helfen.“ Dass die Vereine aus Thüringen nicht so präsent sind in den höheren Ligen, kommt für Johnke nicht überraschend. „Es gibt einige Unternehmen, die messen dem Sportsponsoring noch nicht die Rolle zu. Das soll kein Vorwurf sein. Wir haben in Thüringen halt noch nicht die gewachsenen Strukturen, wie in den alten Bundesländern, wo Firmen 40 oder 50 Jahre auf dem Markt präsent sind und dem Sport vor Ort unter die Arme greifen.“
Welchen Platz die Hermsdorfer in einer möglichen Jahresetat-Tabelle aller mitteldeutschen Oberliga-Mannschaften einnehmen würden, wollte der SVH-Mann nicht kommentieren. „Ich weiß nicht, was anderen Vereine ausgeben, um eine Mannschaft in der Oberliga zu halten. Deshalb werde ich mich hüten, dazu irgendwelche Aussagen in der Öffentlichkeit zu treffen.“

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