Handball Mitteldeutsche Oberliga: Nach dem Schlusspfiff herrschte Enttäuschung bei den Hermsdorfern. Sie hatten das Auftaktspiel gegen den HC Burgenland verloren, die Spielleiter standen in der Kritik.
Hermsdorf. Als die Schiedsrichter Felix Magalowski und Andre Schwieger (beide von TuS 1860 Magdeburg-Neustadt) 90 Sekunden vor Schluss eine Angriffsaktion von Martin Ehm als Stürmerfoul pfiffen und damit der Ball an die Gäste aus Naumburg ging, war das Spiel für den HC Burgenland gelaufen.
Die Gäste, die von einigen Experten als Staffelfavorit gehandelt werden, führten 31:29. Die Spielzeit tickte herunter. Matej Fazik, Hermsdorfs Kreisläufer, handelte sich in der Deckung seine dritte Zeitstrafe ein. Die Schlussminute musste der SVH in Unterzahl bestreiten. Die HC-Trainerin Ines Seidler zückte die Grüne Karte für die Auszeit. Nach Wiederanpfiff provozierten ihre Spieler die Passivität. Als die Hand des Spielleiters nach oben ging, kam der Wurf vom Linksaußen Tor 32:29.
Die Hermsdorfer, die alles gaben, die kämpferisch überzeugten, hatten ihr Auftaktspiel zur sechsten Saison in der Mitteldeutschen Oberliga verloren.
Nach dem Schlusspfiff jubelten die Gäste, die Hermsdorfer Spieler und Verantwortlichen wussten sofort, bei wem sie ihren Frust ablassen mussten bei den zwei Spielleitern. Heute durften wir nicht gewinnen, schimpfte Rechtsaußen Jan Heilwagen in Richtung der Schiedsrichter. Tobias Högl, der zu Beginn der 46. Minute mit Rot vom Platz flog, schüttelte nur mit dem Kopf. Schlimm, ganz schlimm. Solche Schiedsrichter hat man normalerweise in Auswärtsspielen, aber nicht bei einem Heimspiel.
Für Högl hat die Rote Karte noch ein Nachspiel. Auf dem Spielprotokoll haben die Spielleiter einen Schlag von Högl in den Unterleib des HC-Rückraumspielers Jan Schindler ausgemacht und so niedergeschrieben. Die grobe Unsportlichkeit zieht einen Extra-Bericht nach. Högl wird damit auf jeden Fall im nächsten Auswärtsspiel in Zwickau fehlen.
Dass der Spieler vom HC Burgenland keine 20 Sekunden nach dem Foul scheinbar ohne Beschwerden zurück laufen konnte und sofort seine Mitspieler für die nächsten Minuten einstimmte, hatte schon etwas von einer wundersamen Heilung. Högl nahm in der ersten Zuschauerreihe Platz. Hinter ihm saß der Ex-Hermsdorfer Daniel Zele. Er hatte in der Vorsaison auch mit Schindler Bekanntschaft gemacht, als er von ihm bei einem Sprungwurf einen Schlag ins Gesicht bekam. Diese Unsportlichkeit blieb damals ungeahndet. Zele musste in der Umkleidekabine Minuten lang behandelt werden.
Die Hermsdorfer boten eine überzeugende erste Halbzeit, kamen wie von Trainer Mario Kühne erhofft, durch klugen Ballgewinn und Kontern zu schnellen und einfachen Toren. Nach 14 Minuten führte der SVH beim 9:5 mit vier Toren. Es folgten zwei schwächere Phasen. Adam Kiss beendete mit seinem Tor zum 10:8 eine sechsminütige Durststrecke. Zwischen Högls Treffer zum 11:8 (21.) und Hannes Rudolphs verwandelten Siebenmeter zum 12:12 (27.) war der Gast wieder gleichwertig. Michael Seimes Nachsetzen am Kreis brachte die 14:13-Pausenführung.
Der HC Burgenland wurde mit Wiederbeginn stärker. Der Rückraum war sehr variabel und treffsicher. Während die Hermsdorfer sich mühten, um die Lücke zu finden, schlossen die Gäste ihre Angriffe mit hohem Tempo ab.
Als Martin Ehm zum 18:17 vollendete, schien die Hermsdorfer Mannschaft wieder im Spiel. Drei Gegentore in Folge läuteten die Niederlage ein. Die SVH-Bank reagierte, wechselte die etatmäßigen Flügelspieler Jan Heilwagen und Hannes Rudolph für Stefan Langer und Marvin Schreck ein mit Erfolg. Rudolph verkürzte zweimal, erst auf 19:20, dann auf 21:22.
Nach Högls Herunterstellung schaffte Hermsdorf sogar noch zweimal den Ausgleich (23:23, 24:24). Zu einer Wende reichte es nicht. Beim 30:27 (55.) lag der Gast mit drei Toren vorn.
Wir haben gezeigt, dass wir mithalten können. Mit der Leistung von heute muss uns nicht bange sein, sagte Hermsdorfs Co-Trainer Peter Wolter.
Und für das Zwickau-Spiel machte Wolter schon eine klare Kampfansage. Dann müssen wir uns halt in Zwickau die beiden Punkte holen, die wir heute nicht geholt haben.
SVH: Zehmisch, Nedved Rudolph (5), Schreck, Högl (4), Riedel (1), Kiss (9), Heilwagen (3), Ehm (2), Reis, Langer, Seime (1), Fazik (3), Koci (1).
Jens Henning / 14.09.15 / OTZ