TSG Calbe – SV Hermsdorf 22:28 (12:17)
Calbe. „Beim Handball gewinnt niemals nur ein Spieler, sondern immer zuerst die Mannschaft: Das war bei uns heute auch der Fall. Natürlich ist es schön, wenn man selbst einige Tor beisteuern kann. Das Wichtigste waren aber die zwei Punkte, und nichts anderes.“
Hermsdorfs Flügelflitzer Jan Heilwagen sprach mit diesen drei Sätzen wohl allen Spielern des SV Hermsdorf aus dem Herzen.
Die Hermsdorfer hatten gerade das Auswärtsspiel der Mitteldeutschen Oberliga beim Tabellenletzten TSG Calbe 28:22 (17:12) gewonnen. Es war kein normales Auswärtsspiel. Es war ein Spiel zweier Mannschaften, die wohl bis zum Saisonende um den Klassenerhalt kämpfen werden. SVH-Trainer Mario Kühne hatte es schon vor dem Abpfiff betont. „Gegen direkte Kontrahenten muss man gewinnen, um am Ende in der Liga zu bleiben:“
Seine Spieler hatten ganz genau zugehört, was ihr Trainer gesagt hatte. Die Hermsdorfer dominierten die Partie, sie führten immer. Sie mussten nur eine kritische Phase zwischen der 42. und 52. Minute überstehen. Da konnte der vorjährige Sieger der Sachsen-Anhalt-Liga bis auf 20:23 verkürzen. Und fast hätte der Aufsteiger aus Sachsen-Anhalt noch weiter verkürzen können, wenn nicht der beste SVH-Spieler an diesem Abend zwischen den Pfosten gestanden hätte. Petr Nedved wehrte nacheinander zwei Bälle nach Tempogegenstößen der Heimmannschaft ab und ersparte seiner Mannschaft und den mitgereisten Fans eine hektische Schlussphase. Dass diesmal der tschechische Spieler den Vortritt im Kasten vor Kapitän Robert Zehmisch bekam, war eine Bauchentscheidung von Trainer Kühne. „Ich handhabe das immer so. Ich schaue mir die Torhüter bei der Erwärmung an, beobachte sie genau und dann lege ich mich fest.
Dass wir zwei sehr gute Torhüter haben mit dem Petr und dem Robert, ist kein Geheimnis. Sie sind auch die Basis für den mannschaftlichen Erfolg. Wenn dann noch die Vorderleute in der Deckung gut verschieben, kann man erfolgreich sein“, sagte Kühne. Nedveds Spielbilanz: 20 gehaltene Bälle.
SVH-Rechtsaußen Heilwagen wurde nach den 60 Minuten mindestens genauso oft genannt wie Nedved. Heilwagen warf von den 28 Toren allein zwölf, darunter zwei Siebenmeter. Und viele der zwölf Tore waren auch gut für Heilwagens Gemüt.
„Zuletzt lief es bei mir nicht so gut. Da habe ich auch kaum gespielt. Deshalb tut so ein Spiel wirklich gut.“
Mit Stefan Langer, der im Sommer von der HSG Werratal nach Hermsdorf wechselte, hat Routinier Heilwagen einen zweiten Mann auf seiner Position dazu bekommen.
Und das Duo Heilwagen/Langer harmoniert offenbar prächtig. Von Neid oder Missgunst um mögliche Einatzzeiten gibt es keine Spur, sagte Heilwagen. „Es gibt Spiele, da ist der Stefan gefragt, und wird es sicher auch wieder Spiele geben, wo ich besser klar komme. So muss es sein. Da sind wir für die gegnerische Mannschaft und vor allem für die gegnerischen Torhüter nur schwer auszurechnen“, sagte Heilwagen.
Seine persönliche Tor-Quote vom Sonnabend in Calbe stellte er komplett in den Hintergrund. „Was nützt es, wenn ich zum Beispiel 15 Tore werfe und wir am Ende verlieren. Da ist es doch besser, ich werfe kein Tor und wir können mit einem Tor gewinnen. Jedes Tor, was ich am Sonnabend in Calbe werfen konnte, habe ich meinen Nebenleuten mit zu verdanken. Die haben die Lücken gerissen, die haben mir den Ball gut zugepasst.“
Trainer Kühne wird sich gefreut haben über die erfolgreiche Rückkehr seines Rechtsaußens, auch mit Blick auf das schwere Restprogramm der Hermsdorfer bis zum Jahresende.
Trotz des zweiten Auswärtssieges nach dem Erfolg am zweiten Spieltag bei Grubenlampe Zwickau (29:26) sah Kühne schon noch Reserven, vor allem im Torabschluss. Statt der 28 geworfenen Tore hätten es in Calbe auch 30 und mehr sein können. „Ja, wir hätten heute noch häufiger treffen können“, sagte Kühne.
SV Hermsdorf: Nedved, Zehmisch – Riedel (2), Kiss (5), Fazik (2), Langer (2), Heilwagen (12), Seime (2), Schreck (1), Ehm (2), Koci, Rudolph, Halbauer, Reis.
Jens Henning / 26.10.15 / OTZ
Volksstimme 26.10.2015/Lokalsport
Leistung stellt nicht zufrieden
Die TSG Calbe unterlag in der Mitteldeutschen Oberliga dem SV Hermsdorf mit 22:28 (12:17).
Von Franziska Herz ›
Calbe l Es war die zweite Niederlage im dritten Heimspiel für die Handballer aus der Saalestadt. Damit bleiben sie das Schlusslicht der Tabelle. „Wenn wir keine Punkte einfahren, weiß ich nicht wie wir da unten wieder herauskommen wollen“, sagte TSG-Trainer Roland Kampe frustriert. Der erste Treffer ging in der Heger-Sporthalle an die Gastgeber, doch der Ausgleich der Hermsdorfer ließ nicht lange auf sich warten. In der siebenten Minute stand es bereits 2:5, die Führung der Gäste war vorerst ausgebaut. Doch einen Torregen gab es auf beiden Seiten nicht. In der 13. Minute zeigte die Tafel 4:6. Auch Kampe beobachtete: „Die Hermsdorfer spielen nicht schnell, aber routiniert“, und schätzte weiter ein: „Vielleicht wollten meine Spieler auch zu viel und haben sich selbst blockiert.“
Die Deckung der Calbenser erfüllte ihre Aufgabe nicht hinreichend. Zudem leistete sich die TSG zu viele technische Fehler. Kampe bemängelte, dass die Pässe ausgerechnet an den größten Spielern der Gegner hängen blieben. Mit einem 12:17-Rückstand ging Calbe in die Kabine.
Die zweite Hälfte glich der ersten. Zahlreiche Bälle wurden verworfen, die Gastgeber fanden nur selten die Lücke in der gegnerischen Deckung. In der 50. Minute gab es beim 20:23 noch leise Hoffnung, doch die TSG fand in der Schlussphase keine Mittel, das Ruder herumzureißen. Am Ende stand die 22:28-Niederlage zu Buche. „Heute hat nichts funktioniert“, ärgerte sich Kampe. „Das haben unsere Zuschauer nicht verdient.“
TSG Calbe: Wiederhold, Bertram – Barby, Krause (4), Gieraths (1), Hulha (4), Kaiser (3), Rätzel (3), Kralik, Marschall, Sowa (1), Borzucki (1), Ilgenstein (2), Harig
SV Hermsdorf: Nedved, Zehmisch – Rudolph, Halbauer, Schreck (1), Riedel (2), Reis, Heilwagen (10), Ehm (2), Langer (2), Kiss (4), Fazik (2), Seime (2), Koci
Siebenmeter: Calbe 3/3 – Hermsdorf 6/3; Zeitstrafen: Calbe 7 – Hermsdorf 8