Handball Mitteldeutsche Oberliga: Die Männer des SV Hermsdorf halten sich nur in der Anfangsphase an die ausgegebene Marschroute der Trainer. Aschersleben präsentiert sich als Team und gewinnt.
HC Aschersleben – SV Hermsdorf 29:26 (15:12)
Aschersleben. „Aschersleben hat heute grundsolide und sehr diszipliniert gespielt. Es ist über weite Strecken der Partie als Mannschaft aufgetreten und hat deshalb das Spiel am Ende auch verdient gewonnen. Wir haben das nur in den ersten Minuten gemacht. Danach haben wir uns mit anderen Dingen beschäftigt. Da haben meine Spieler nach vergebenen Chancen oder Fehlern gehadert, statt sich auf das Spiel zu konzentrieren “, sagte Hermsdorfs Trainer Mario Kühne über das Auswärtsspiel seiner Mannschaft am Sonnabend beim HC Aschersleben.
Die Heimmannschaft siegte 29:26 (15:12) und zog mit den zwei Punkten in der Tabelle an den Hermsdorfern vorbei. Der SVH rutschte nach dem achten Spieltag von Rang fünf auf Platz acht zurück. Zum möglicherweise vakanten Tabellenplatz elf, den aktuell der HC Einheit Plauen belegt und der am Saisonende wohl der erste Abstiegsrang sein kann, hat Hermsdorf drei Zähler Vorsprung. Erfolgreichste Werfer bei der unterlegenen Mannschaft aus dem Holzland waren Stefan Riedel und Adam Kiss, jeweils mit sieben Toren.
„Schade, es wäre für uns heute definitiv mehr drin gewesen, wenn sich jeder und vor allem nicht nur zehn Minuten an die taktischen Vorgaben gehalten hätte“, sagte Kühne. In der entscheidenden Phase der Partie in der zweiten Halbzeit, die Hermsdorfer kamen bis auf zwei Tore heran, zeigte der kroatische Spieler im Diensten von Aschersleben, Nemanja Gojkovic, seine individuelle Klasse. Selbst bei drohender Passivität stieg er hoch und donnerte den Ball in den Winkel des Hermsdorfer Tores. Überhaupt war der Rückraum des HC Aschersleben mit Gojkovic (8 Treffer), Alexander Weber (6) und Clemens Grafenhorst (5) viel torgefährlicher. Das Trio brachte es zusammen auf 19 Tore. „Ich kann meiner Mannschaft nicht vorwerfen, dass sie nicht gekämpft hat. Es waren aber heute in den entscheidenden Momenten des Spiels fast immer ein, zwei Fehler zu viel, die letztlich zu dieser vermeidbaren Niederlage geführt haben“, sagte Kühne. Der Hermsdorfer Verantwortliche hatte das Spiel in Aschersleben sowie die nächsten beiden Heimspiele zu Gradmessern für die weitere Saison erklärt.
SVH: Nedved, Zehmisch – Rudolph (3), Schreck (2), Högl (1), Riedel (7), Reis, Heilwagen (3), Ehm, Kiss (7), Seime (3), Fazik, Koci.
Jens Henning / 09.11.15 / OTZ
Der HC Aschersleben bleibt zu Hause ungeschlagen und gewinnt gegen den SV Hermsdorf. Die Alligators sind den Gästen in Vielem überlegen.
ASCHERSLEBEN/MZ – Es war alles angerichtet. Sven Petersohn hätte den Samstagabend abrunden können. Die Sirene in der Ballhaus-Arena ertönte, der HC Aschersleben führte mit 29:26 und stand als Sieger fest. Es gab noch einen Siebenmeter für die Alligators. Alle waren sich einig: Petersohn, der sich vor der Saison dazu entschied, handballerisch kürzer zu treten und nur in Ausnahmefällen – diesmal aufgrund des Fehlens von Eric Straßburger (Urlaub) – zum HCA-Kader zu stoßen, solle werfen.
Und so stand er am Siebenmeterstrich, der 32-Jährige. Sven Petersohn verlud den Hermsdorfer Keeper mit einem lockeren Wurf aus dem Handgelenk. Das 30. Tor – ein schöner Abschluss. Wäre da nicht der Spielverderber namens Schiedsrichter gewesen. Petersohn hatte beim Wurf keinen festen Stand. Der Unparteiische schmunzelte, zuckte mit den Schultern, er konnte den Treffer nicht anerkennen. Sven Petersohn nahm die Tragik mit Humor. Nach der Partie erklärte er mit einem Augenzwinkern: „Ich bin doch nicht verrückt, denn wer das 30. Tor macht, muss eine Kiste Bier ausgeben.“
Verbessertes Überzahlspiel
Am Sieg des HC Aschersleben änderte der Fehlwurf freilich nichts mehr. Die Krokodile blieben auch im vierten Spiel zu Hause ungeschlagen (drei Siege) – und das am Ende hochverdient. Man könnte eine lange Liste füllen mit Eigenschaften, die die Ascherslebener am Samstagabend besser machten als der SV Hermsdorf.
Das beste Beispiel ist das Überzahlspiel. In den vergangenen Wochen eine Schwachstelle, die dem HCA vor zwei Wochen in Radis (30:34) hypothetisch sogar Punkte gekostet hat. „Wir sind da variabler geworden“, erklärte Trainer Dimitri Filippov nun. Neue Spielzüge wurden einstudiert, die gegen Hermsdorf fruchteten. „So wie es war“, meinte Kapitän Martin Wartmann, „konnte es auch nicht weitergehen.“ Die erste Überzahl nach acht Minuten nutzte der HCA, baute seine Führung von 6:4 auf 8:4 aus. Aschersleben spielte variabel – und vor allem geduldig im Angriff. Etwas, was Trainer Filippov oft vorgibt. „Und heute“, sagte Wartmann nach der Partie, „haben wir es endlich mal gemacht.“
Der HC Aschersleben führte zur Pause mit 15:12. Dem Spielverlauf nach eigentlich zu knapp. „Wir haben viele Gegentore zu einfach bekommen“, fand Martin Wartmann. Auch Dimitri Filippov meinte: „Wir hätten höher führen müssen.“ Es hätte dem Trainer Spielraum gegeben. „Ich will den jungen Spielern noch mehr Einsatzzeit geben“, sagte er und meinte damit die Zwillinge Sascha und Nicolas Berends. Filippov will ihnen mögliche Fehler zugestehen. Was bei deutlichen Spielständen natürlich einfacher zu kompensieren ist. Gegen Hermsdorf wechselte der Coach die Berends-Zwillinge schon in der Schlussphase der ersten Halbzeit ein – und sie machten ihre Sache gut, hielten den Spielfluss hoch, zeigten keinen Respekt vor der körperlich starken Abwehr der Gäste. Dimitri Filippov freute sich: „Sie haben das richtig gut gemacht.
“Dass im zweiten Abschnitt nicht viel mehr Spielzeit dazu kam, lag an kleinen Schwächephasen die sich der HC Aschersleben erlaubte. Mehrere Male führten die Krokodile mit vier oder fünf Toren, verpassten dann allerdings die endgültige Entscheidung. Der SV Hermsdorf strahlte offensiv wenig Gefahr aus. „Sie waren ausrechenbar“, meinte Wartmann.
Die Alligators liegen nun mit einer positiven Bilanz (9:7) auf Rang sechs und haben sich etwas Luft nach unten verschafft. Dimitri Filippov hob aber direkt den warnenden Zeigefinger: „In dieser Liga kann jeder jeden schlagen.“ Der Trainer weiß allerdings auch um die Qualität seines Teams: „Wir wissen, dass wir nicht schlecht sind.“ Am Samstagabend waren sie sogar richtig gut – es fehlte eigentlich nur das 30. Tor.