Vereinsleben: Der ehemalige Abteilungsleiter des SV Hermsdorf, Christian Bauer, ist am Donnerstag verstorben. Die Nachricht überraschte alle, auch seine Wegbegleiter und Freunde.
Hermsdorf. Die Handball-Familie in und um Hermsdorf trauert. Am Donnerstag verstarb Christian Bauer im Alter von 82 Jahren.
In der Sportgemeinschaft wurde Bauer so gut wie nie mit seinem Namen genannt, sondern fast immer als „Doktor“.
Für seine großen Verdienste um die Entwicklung des Hermsdorfer Handballsports – Bauer war von 1987 bis 2006 Abteilungsleiter – bekam er vom Bürgermeister der Stadt Hermsdorf und Vorsitzenden des SV Hermsdorf, Gerd Pillau, den Beinamen „Handball-Pabst“.
Bauer führte die Handballer über die Zeit der Wende. Er erlebte den sportlichen Höhepunkt mit, als die Handballnachfolger der BSG Motor Hermsdorf in der Saison 1991/92 eine Spielzeit in der zweithöchsten Spielklasse, in der 2. Bundesliga, aktiv waren.
Unter der Leitung von Bauer schaffte die erste Männermannschaft des SV Hermsdorf als Nachfolger der BSG Motor Hermsdorf später die Qualifikationen für die Punktspiele in der Regionalliga Südwest, später in der Regionalliga Mitte.
In seiner Amtszeit schaute er oft auf den Umbau der Werner-Seelenbinder-Sporthalle zurück. Die Zuschauerreihen waren damals auf der gegenüberliegenden Seite, wo sich heute die Gymnastik-Räume und der Judo-Raum befinden, konzipiert. Bauer konnte die Planer umstimmen und die Traversen, die bis zu 600 Zuschauern Platz bieten, an der jetzigen Längsseite des Spielfeldes anordnen.
2009 wurde Bauer anlässlich des Neujahrsempfanges der Verwaltungsgemeinschaft Hermsdorf mit der Ehrenmedaille der Stadt Hermsdorf geehrt. Im Mai 2014 wurde er mit der GutsMuths-Ehrenplakette in Gold des Landessportbundes Thüringens für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Die Nachricht vom plötzlichen Tod überrascht alle, vor allem seine Jahrzehnte langen Wegbegleiter und Freunde. Erhard Remme (83), der 20 Jahre die Geschicke der Hermsdorfer Handball führte, ehe er das Amt an Christian Bauer weiterreichte, war geschockt, als er von Bauers Ableben erfuhr. „Christian war immer ein Kämpfer, ein Vorreiter für den Handball gewesen, bis zuletzt. Dass er jetzt nicht mehr lebt, das kann ich immer noch nicht fassen“, sagte Remme gestern.
Die Trainerlegende Werner Köhler (77), der die Hermsdorfer auch in der Bundesligasaison betreute, wirkte sehr betroffen. „Ich habe die Nachricht von Ralf Johnke erfahren. Ich wollte es gar nicht glauben.“ Köhler sprach nur lobend über Bauer. „Er war ein Mensch, auf den man sich immer verlassen konnte. Für ihn ging es immer um die Sache, um den Sport, um den Handball, nie um Personen. Er hat Dinge geschaffen in Handball-Hermsdorf, wie kein anderer zuvor.“
Für Lutz Klecha (56), ehemaliger Spieler und Trainer, war Christian Bauer „ein Sportsmann durch und durch. Er war mir nie in den Rücken gefallen. Wenn man ein Problem hatte, konnte man immer zu ihm gehen. Ich werde den Doktor immer mit seinem lichten Haar in Erinnerung behalten. Er wurde ja nur von sehr wenigen mit seinem Namen gerufen. Da hatte er sich auch nie umgedreht. Sein Tod ist nicht nur ein Verlust für den Sport, sein Verlust als Mensch wiegt schwer“, sagte Klecha.
Und nicht die ältere Generation im Hermsdorfer Handball hatte Christian Bauer zu Lebzeiten schätzen gelernt, auch die jüngere. Dazu gehört Mario Kühne (32), der die erste Mannschaft seit Januar 2014 führt. „Wenn ich auf meine Handball-Zeit in Hermsdorf zurückschaue, verbinde ich sie mit dem Doktor. Ja, ich bin mit ihm groß geworden. Er hat immer zu mir gehalten, auch in den Zeiten, wo es vielleicht mal sportlich nicht so gut lief. Sein Tod ist ein Verlust für den Hermsdorfer Handball.“
Jens Henning / 06.02.16 / OTZ