Handball Mitteldeutsche Oberliga: Die sportliche Lage für die Männer des SV Hermsdorf wird immer prekärer nach dem 29:39 in Staßfurt. Trainer Kühne spricht ab sofort nur noch von Endspielen.
Von Jens Henning
Hermsdorf. Eigentlich wollten die Hermsdorfer Handballer das viertletzte Auswärtsspiel der Saison bei Rot-Weiß Staßfurt gewinnen, um damit ein Zeichen zu setzen im Kampf um den Ligaverbleib.
Als die Spielleiter die Partie gegen 19.30 Uhr abpfiffen, herrschte nur bei der Heimmannschaft aus Staßfurt Freude. bei den Gästen überwog die Enttäuschung. Nach der höchsten Heimniederlage vor sieben Tagen gegen die HSG Freiberg beim 28:38 folgte in Staßfurt beim 29:39 die höchste Auswärtsniederlage der Saison.
Die Hermsdorfer spielen ihre sechste Saison in der Mitteldeutschen Oberliga. Noch stehen zwar sechs Spiele aus, doch den Hermsdorfern drohen angesichts des Restprogramms hammerschwere Wochen.
SVH-Trainer Mario Kühne, der vor dem Staßfurt-Wort tunlichst dem Wort vom Endspiel aus dem Weg gehen wollte, um die eigene Mannschaft auch zu schützen, hat seinen Kurs geändert, auch in der öffentlichen Darstellung. „Jetzt dürfen wir nichts mehr schönreden. Wir haben ab sofort nur noch Endspiele“, sagte der Verantwortliche.
Noch viel schwerer als die Niederlage in Staßfurt wiegt auch der schlechtere direkte Vergleich mit den Rot-Weißen. Das Hinspiel hatten die Hermsdorfer beim 26:23 noch mit einem Plus von drei Toren für sich entschieden. Sollten beide Teams am Ende punktgleich sein, wird Staßfurt auf Grund des hohen Heimsieges in der Tabelle vor Hermsdorf gesetzt. Das Minus in den direkten Vergleichen haben die Hermsdorfer auch schon mit der HSG Freiberg, SV 04 Plauen-Oberlosa und HC Glauchau-Meerane, Nur mit dem Zwickauer HC hat Hermsdorf ein Plus nach den zwei direkten Duellen.
Dass man bei den heimstarken Staßfurtern verliert, ist sicher nicht dramatisch. Viel mehr dürfte der Zeitpunkt der Niederlage und vor allem die Höhe erschrecken.
Trainer Kühne, der sonst immer nach einem Spiel Rede und Antwort steht, brauchte diesmal ein wenig Bedenkzeit. Erst am Folgetag wollte sich Kühne zu den 60 Minuten und vor allem zu den Konsequenzen äußern.
Auch diesmal konnte er seinen Spielern nicht den Willen absprechen, „wir sind ja noch in der 59. Minute Konter gelaufen, haben alles versucht“, sagte Kühne.
Doch fast 40 Gegentore zeigen die Schwachstelle auf, die die Hermsdorfer kurz vor dem Saisonfinale haben.
Für Kühne, der seit Januar 2014 als Cheftrainer in Handball-Hermsdorf ehrenamtlich arbeitet, war der Sonnabend der schlimmste überhaupt, sagte er gestern. Und Kühne brauchte nach dem Abpfiff auch Abstand zum Spiel und zur Mannschaft. „Ich glaube, ich bin das erste Mal mit einem Privat-Pkw nach Hause gefahren und nicht zusammen mit der Mannschaft im Bus.“
Die Aufarbeitung der 60 Minuten von Staßfurt mit der immer prekärer werdenden Tabellensituation erfolgen heute.
„Es ist ein Kopfproblem, es ist kein Handball-Problem. Dass meine Spieler Handball spielen können, haben sie schon zig-mal beweisen. Offenbar ist die Situation, in der wir uns jetzt befinden, für viele neu. Anders kann ich mir nicht die hohe Zahl an Fehlern erklären. Da erkämpfen wir uns in der Abwehr die Bälle und dann werfen wir sie nach vier, fünf Sekunden in der Vorwärtsbewegung leichtfertig weg“, sagte Kühne.
Morgen, Mittwoch und Donnerstag stehen die drei Trainingsabende an vor dem ersten Endspiel gegen den Tabellendritten und Köthen-Bezwinger HC Aschersleben. „vielleicht werden wir unser Training komplett umstellen und statt Handball etwas völlig anderes machen. Wir müssen die Köpfer frei kriegen. Das ist jetzt die wichtigste Aufgabe vor unserem nächsten Spiel.“
OTZ/14.03.2016/Jens Henning
Vorstandsmitglied warnt vor Absturz in die Thüringenliga
Hermsdorf. „Wir müssen aufpassen, dass wir jetzt nicht in die Thüringenliga durchgereicht werden“, sagte Jens Friedrich, Mitglied des Vorstandes der Abteilung Handball im SV Hermsdorf, am späten Sonnabend.
Er war als Trainer der zweiten Mannschaft in Hermsdorf aktiv, als er das ernüchternde Ergebnis der ersten SVH-Mannschaft aus Staßfurt erfuhr.
„Ich habe das Spiel nicht gesehen, aber wenn ich höre, dass wir innerhalb von einer Woche wieder fast 40 Gegentore zugelassen haben, dann kann da irgendetwas nicht stimmen. Es ist ja kein Geheimnis, dass man die Spiele im Handball zuerst in der Abwehr gewinnt. Das hat in der Hinrunde sehr oft sehr gut geklappt. Doch jetzt sind wir davon ein großes Stück weg“, sagte Friedrich.
Er nahm dabei seine Trainerkollegen Mario Kühne in Schutz. „Ich bin ja sehr oft in der Sporthalle. Ich weiß, mit wie viel Herzblut sich Mario reinhängt in diese Aufgabe. An ihm liegt es nicht, dass die Mannschaft jetzt so schlecht dasteht.“
Für Friedrich, der bis Januar 2014 fast sieben Jahre ununterbrochen Trainer der ersten Mannschaft war, sind einzig und allein die Spieler in der Pflicht. „Jeder einzelne Spieler muss nach dem Spiel in Staßfurt in sich gehen und sich fragen, ob er wirklich das Letzte gibt für die Mannschaft, für den Verein, für die Region.“
Friedrich verlangt vom jedem Spieler eine Leistungssteigerung. Sich allein auf die restlichen drei Heimspiele zu verlassen, „kann nach hinten losgehen. Und vielleicht zu hoffen, dass man das letzte Spiel der Saison daheim hat, um dann den Klassenerhalt zu sichern, ist kriminell. Wenn es in diesem Spiel darum geht, drin zu bleiben oder abzusteigen, dann wird der Druck enorm. Das müssen wir uns ersparen.“
OTZ/14.03.2016/Jens Henning