Mrz 19, 9 Jahren ago

Trainer Mario Kühne vom SV Hermsdorf im OTZ-Interview

Handball, Mitteldeutsche Oberliga: Vor dem morgigen Heimspiel des SV Hermsdorf gegen Aschersleben sprachen wir mit dem Trainer Mario Kühne.

Herr Kühne, mit dem HC Aschersleben kommt am Sonnabend der Tabellendritte nach Hermsdorf. Herschenken wird Aschersleben bestimmt nichts, oder?

Absolut nicht. Die Mannschaft schwimmt auf einer Erfolgswelle. Aschersleben hat keine Ausnahmespieler in seinen Reihen. Der Star ist das Team, der Star ist die Mannschaft. Sie haben in dieser Saison schon einige fantastische Spiele abgeliefert. Dass sie nicht noch weiter oben stehen, lag einzig daran, dass sie in einigen Partien nicht ihr wahres Leistungsvermögen abgerufen haben. Sonst wären sie jetzt nicht Dritter, sondern vielleicht Zweiter oder gar Erster.

Was spricht da eigentlich am Sonnabend für einen Heimsieg für den SV Hermsdorf?

Es kann einfach nur noch besser werden nach den letzten Partien. Schlechter geht es doch nicht mehr.

Haben Sie reagiert als Trainer, haben Sie gegenüber der Mannschaft Ansagen gemacht?

Für uns gibt es ab sofort keine Ausreden mehr. Ich lasse auch keine Ausreden mehr zu. Wir brauchen jetzt nur noch die Spieler, die zu 100 Prozent hinter der Aufgabe stehen, die die Klasse halten wollen. Da werde ich auch keinerlei Kompromisse mehr machen. Wer nicht mitziehen möchte, wird am Sonnabend nicht zum Kader gehören, der wird auch nicht auf der Bank sitzen. Lieber nehme ich noch zwei junge Leute aus der zweiten Mannschaft in den Kader, wenn ich weiß, dass die zu 100 Prozent brennen, alles für die Mannschaft, alles für den Verein zu geben.

Beim Blick auf das Restprogramm der Hermsdorfer kommen schnell Bedenken auf. Wie will ihre Mannschaft noch die 26 Punkte schaffen. Oder braucht man am Ende gar nicht so viele Punkte?

Oh doch. Man muss diese 26 Punkte holen. Leider hat sich das bewahrheitet, was ich schon vor Wochen angedeutet hatte. Ich hätte hier gern daneben ­gelegen. Aber was nützt‘s. Wir dürfen nicht nur auf die drei Heimpartien schauen. Das wird am Ende nicht reichen. Wir ­stehen ja erst bei 19 Punkten. Sollten wir die drei Heimspiele gewinnen, hätten wir auch erst 25 Punkte. Wir müssen auch auswärts irgendwo noch etwas mitnehmen, um auf diese Zahl von 26 Punkten nach dem 26. Spieltag zu kommen.

Was hat sich seit Sonnabend, seit der Staßfurt-Pleite im Umfeld von Handball-Hermsdorf getan. Gab es Reaktionen von Leuten?

Nein, ich war krank. Ich war daheim. Da hatte ich keinen großen Kontakt zur Außenwelt. Das war vielleicht auch gut so. Anrufe gab es auch keine bei mir. Es wird aber sicher einige Leute gegeben haben, die sich gefreut haben, dass wir wieder so deutlich verloren haben. Es ist ja kein Geheimnis: Wir haben nicht nur Fans und Freunde, wir haben auch Neider. Das ist aber nicht unnormal. So etwas gibt es in allen Sportarten, nicht nur im Handball.

Wie soll das noch klappen mit dem Ligaverbleib?

Indem wir alle zusammen halten. Das ist auch mein Appell an alle, die ein Herz für den Hermsdorfer Handball haben. Es geht nur als große Einheit von Spielern, Mannschaft, Zuschauern und Fans. Nur dann, und auch nur dann können wir es schaffen. Es wird aber sehr schwer.

Was ist denn sportlich so schief gelaufen im letzten Vierteljahr, Herr Kühne? Ihre Mannschaft stand ja zwischenzeitlich sogar einmal auf Tabellenrang drei?

Das werden wir nach der Saison kritisch aufarbeiten und analysieren. Ich kann es ehrlich gesagt auch nicht verstehen. Da spielen wir eine so starke Hinrunde und dann will uns ab Januar mit dem ersten Spiel der Rückrunde so gut wie nichts mehr gelingen. Es bringt aber jetzt nichts, sich darüber Gedanken zu machen. Als wir damals Dritter oder Vierter waren, habe ich immer betont, das unser Blick in der Tabelle nur nach unten geht. Damals wurde ich von dem einen oder anderen Mitmenschen belächelt oder ausgelacht. Diese Personen meinten, ich würde tiefstapeln mit meinen Aussagen. Jetzt, drei Monate später, stehen wir dort, wo keiner von uns stehen wollte. Wir haben uns die Sache selbst eingebrockt. Wir müssen jetzt wieder herauskommen. Am Sonnabend müssen wir damit beginnen, mit dem Spiel gegen Aschersleben.

Verlieren dürfen Sie das Spiel auf keinen Fall. Dann wird es richtig problematisch!

Ich vertraue weiter meiner Mannschaft. Natürlich wäre es schlimm, wenn wir auch dieses Spiel abgeben würden. Wir schauen aber nur auf die 60 Minuten. Und wir reden nicht schon jetzt davon, was ist, wenn wir das Spiel verlieren. Da bräuchten wir uns ja gar nicht erst dieser Aufgabe stellen.
Aber selbst ein Unentschieden gegen Aschersleben ist angesichts des Restprogramms fast zu wenig.
Wir wollen das Spiel gewinnen, nur das zählt für uns. Sollte es am Ende nur ein Unentschieden werden, müssten wir auch damit leben. Dann würde aber der Druck weiter anwachsen. Und die Spiele werden ja auch nicht mehr.

Sie werden aber nicht am Sonnabend vor dem Spiel die Vertrauensfrage stellen oder sagen, dass Sie über den Sommer nur Trainer bleiben, wenn die Mannschaft in der Ober­liga spielt?

Nein. Das wird mit Sicherheit nicht passieren. Ich bin nicht der Typ Sportler oder Mensch, der das Schiff vorzeitig verlässt. Ich bin der Meinung, im Sport gibt es nicht nur gute Zeiten, sondern auch mal weniger gute Zeiten. Dann darf man aber doch nicht gleich alles hinschmeißen und sagen: Das war‘s jetzt. Ich gehe jetzt. Macht mal ohne mich weiter. Da wäre ich der Letzte. Das können Sie mir glauben.

Höre ich da heraus, dass es auch einen Plan B gibt für den Fall, dass es nicht reichen sollte am Saisonende mit dem Verbleib der vierthöchsten Spielklasse?

Damit beschäftigten wir uns seit zwei, drei Wochen sehr intensiv. Sollten wir die Mitteldeutsche Oberliga nicht halten können, gibt es für uns nur zwei Varianten. Entweder wir streben dann mit Macht den sofortigen Wiederaufstieg an oder aber wir nutzen die nächsten zwei, drei Jahre in der Thüringenliga zu einem völligen Neuaufbau.

Jens Henning / 18.03.16 / OTZ

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