SV Hermsdorf unterliegt in Pirna
Pirna. Beim Auswärtstermin beim ESV Lokomotive Pirna unterlag der SV Hermsdorf am Sonnabend 22:26. Nach einem Rückstand von 0:3 konnte sich das Team von Pierre Liebelt wieder herankämpfen und zeitweilig sogar die Führung übernehmen, musste sich aber am Ende den Gastgebern geschlagen geben. In der zweiten Hälfte konnte Pirna dann auch wieder die Führung übernehmen, während der SV Hermsdorf stets ein oder zwei Treffer hinterher hinkte. „Es hat leider nicht ganz gereicht“, so Pierre Liebelt und verwies auf die Leistung des Pirna-Torwarts Martin Dietze.
„Wir waren nicht abgezockt genug“
Das letzte Heimspiel in der Mitteldeutschen Oberliga verlor der SV Hermsdorf gegen den HSV Apolda 20:21
Von Marcus Schulze
Hermsdorf. Drei Minuten noch – und dann so etwas. Der Unparteiische zeigte auf den Sieben-Meter-Punkt vor dem Tor von Petr Nedved. 19:19 lautete der Spielstand. Anspannung lag da in der Luft am 1. Mai in der Werner-Seelenbinder-Halle in Hermsdorf, als denn Bojan Mirilo zum Wurf ansetzte – und scheiterte. Die Hermsdorf-Seite auf der Tribüne jubelte – doch die Fans freuten sich zu früh. Der HSV-Spieler mit der Nummer 10 bekam den Abpraller des Herrn Nedved noch in die Hände und verwandelte zum 20:19 für den HSV. Jetzt durften die HSV-Anhänger jubeln. Und wie sie das taten. Zwar konnte Cedric Schreiber zum 20:20 ausgleichen, doch Florian Folger erzielte für Apolda den letzten und auch entscheidenden Treffer – und damit waren die Handball-Würfel in Hermsdorf gefallen. Das letzte Heimspiel in der Mitteldeutschen Oberliga, das auch noch ein Derby war, verlor das Team von Pierre Liebelt 20:21.
„Steh auf, wenn du am Boden bist!“ Am Ende erklang in der Werner-Seelenbinder-Halle die quasi Motivations-Hymne der Toten Hosen. Eigentlich handelt es sich ja beim dem Erguss der Düsseldorfer Edel-Punker, die längst zum modernen deutschen Liedgut gehören, was sich ja dann auch in dem Umstand widerspiegelt, dass sie bei einer Sportveranstaltung laufen, nicht wirklich um einen Sport-Song, aber der Tenor passt nun einmal wie die Faust auf’s Handball-Auge in Hermsdorf – gerade wenn man das letzte Heimspiel hauchdünn verliert.
Und so saß Jan „Heile“ Heilwagen auf der Bank am Spielfeldrand und starrte vor sich hin. „Die Niederlage haben wir uns selbst zu zuschreiben. Wir lagen 16:12 vorn, und dann hieß es plötzlich 16:18, das war letztlich die Phase, die uns das Genick gebrochen hat. Was da mit uns los war – keine Ahnung“, sagte Jan Heilwagen, der etwas ratlos wirkte. Dass Apolda zwingend besser gewesen wäre, könne man mit Blick auf das Endergebnis von 21:22 nicht wirklich behaupten, schob die Nummer 14 des SV Hermsdorf hinterher.
Doch bei aller Heilwagschen Ratlosigkeit, benannte doch der kleine – und auch in diesem wenig erbaulichen Moment äußerst sympathische – Außenbahnflitzer doch genau den Knackpunkt der Partie: Eben jene Spielphase, in der sich der Vier-Tore-Vorsprung in einen Zwei-Tore-Rückstand verwandelte.
Erst jubelten die SV-Fans, dann die HSV-Fans
11:8 lautet der Halbzeistand. Nach dem Wideranpfiff waren es Martin „Ehminator“ Ehm, der agile Felix Reis und Cedric Schreiber, die den Abstand zu den Mannen von Frank Ihl auf fünf Tore ausbauten. 16:11 zeigte da die Tafel. Ebenfalls eine Aktie an dem recht ansehnlichem Vorsprung hatte Torwart Petr Nedved, der in jener Phase auch einen Sieben-Meter parierte – und noch so manch anderes Geschoss der Gäste.
Die wiederum nahmen eine Auszeit, nachdem Bojan Mirilo noch auf 12:16 verkürzte. Und dann begann die Aufholjagd beziehungsweise die kurzweilige Ein-Mann-Show des Florian Folger, der gleich einmal drei Buden am Stück machte. In der 49. Minute war es schließlich Friedrich Hanschel, der für die Egalisierung sorgte. Gleichzeitig übernahmen die mitgereisten HSV-Anhänger das verbale Kommando in der Halle. Und in der 51. Spielminute waren die Schlachtenbummler aus eben Apolda noch etwas seliger, da Torsten Dippmann für die Führung der Gäste sorgte.
Nur wenige Sekunden später starben wohl alle SV-Anhänger tausend Tode, als denn Tom Friedrich eine Groß-Chance geradezu wunderschön vergab und an HSV-Schlussmann Igor Toskosi geradezu in Formvollendung scheiterte. Zuvor – auch das muss einmal gesagt werden – hatte Martin Ehm mustergültig den Ball erobert und das kleine Rund mit unendlich viel Übersicht an Felix Reis weitergeleitet, der links neben sich eben Tom Friedrich bediente – leider vergebens. In der 54. Minute machte es der Jungspund schließlich besser, verkürzte den HSV-Vorsprung auf einen Treffer (17:18), zuvor hatte Florian Folger für die Gäste erneut getroffen. Martin Ehm konnte dank eines Sieben-Meters egalisieren, doch Bojan Mirilo antworte umgehend – 19:18 für den HSV. Es war schließlich Tom Friedrich, der für den erneuten Ausglich sorgte (19:19), doch nur wenige Sekunde später zeigte der Unparteiische auf den Sieben-Meter-Punkt vor dem Tor von Petr Nedved.
Der Gesichtausdruck von Pierre Liebelt sprach nach dem Abpfiff wahre Bände. Vielleicht waren es auch schon Enzyklopädien, wer weiß das schon.
Alles habe an diesem Spieltag damit angefangen, dass Petr Nedved erst zwei Minuten nach dem Anpfiff auf dem Feld stand und der Trainer höchstpersönlich den Kasten hüten musste. „Er hatte mich angerufen, dass er sich verspätet“, sagte der SV-Coach, der mit seiner Leistung zwischen den Pfosten alles andere als glücklich war. Apolda sei nicht besser gewesen, „doch wir waren nicht abgezockt genug“, so Liebelt und zählte dann die Baustellen auf. Ein vergebener Treffer hier, ein Abspielfehler da, und wenn dann auch der „Heile“ ausnahmsweise mal nicht trifft, sehe es halt am Ende etwas dünn aus. „Wenigstens war es ein spannendes Spiel. Ich denke, dass die Zuschauer zufrieden waren. Es sah ja nicht danach aus, dass wir nicht wollten.“
OTZ/Marcus Schulze/03.05.2017