Hier der Pressebericht der Otz. Im Nachgang wurde das Spiel zu Gunsten der Hermsdorfer gewertet.
„Kommt zurück!“
Gegen Aufbau Altenburg musste das junge Team von Holger Panzner in der Thüringenliga reichlich Lehrgeld zahlen
Von Marcus Schulze
Hermsdorf. Steffi Lippold war nicht zu beneiden. Zumindest nicht an diesem Spieltag, als denn die Torfrau der Damen des SV Hermsdorf auf die Handball-Delegation von Aufbau Altenburg in der Thüringenliga traf. Denn in schöner Regelmäßigkeit agierte Steffi Lippold da hinten auf verlorenem Posten, wurde sie doch von ihrer Mannschaft oftmals geradezu sträflichst im Stich gelassen. Gerade bei den Tempogegenstößen der Handballerinnen aus der Skatstadt – und davon gab es einige am vergangenen Sonntag in der Werner-Seelenbinder-Halle in Hermsdorf – stand sie auf weiter Flur allein da zwischen den Pfosten, während sich ein ums andere Mal eine gegnerische Handballerin aufmachte, ein Tor zu erzielen.
Meistens waren dann auch jene Ausflüge gen Hermsdorfer Tor von Erfolg gekrönt. Insgesamt 38 Mal musste Steffi Lippold hinter sich greifen. Nicht selten blieb sie dann auch ein paar flüchtige Augenblicke, sichtbar frustriert, auf dem Hallenboden sitzen, bevor sie denn den Ball aus dem Netz wieder holte. Nicht selten war jenen Toren, deren Ausgangspunkt oftmals die sogenannten Tempogegenstöße des Gegners waren, ein – fast schon – Hilferuf der Hermsdorfer Torfrau vorausgegangen, die ihre jungen Mitstreiterinnen mit einem beherzten „Kommt zurück!“ daran erinnerte, nach dem Ballverlust nicht an Ort und Stelle zu verweilen. Doch der verbalen Aufforderung von Steffi Lippold folgte selten eine Reaktion.
Zwei Handball-Welten trafen aufeinander
„Ich war mit der Abwehrleistung nicht zufrieden. Das war einfach zu wenig“, monierte dann auch SV-Trainer Holger Panzner nach der Begegnung. Sein junges Team habe zweifelsohne gekämpft, diesbezüglich kann er seinen Spielerinnen keinen Vorwurf machen. Womit er jedoch haderte, war der Umstand, dass sein Team seinen Anweisungen nicht ausreichend nachgekommen sei. Und ja, sie hätten, bei allem Kampf, beizeiten die Köpfe hängen und sich zu früh entmutigen lassen, ergänzte Holger Panzner, der auch betonte, dass er von seinem Team keinen Sieg gegen Aufbau Altenburg erwartet habe.
Ja, zwei Welten trafen da aufeinander: Auf der einen Seite die Gäste aus Altenburg, durch die Bank weg gestandene Spielerinnen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit – neben dem HBV Jena 90 und dem SSV Saalfeld – ein Wörtchen bei der Meisterschaft mitzureden haben, auf der anderen das junge Team von Holger Panzner, dem just an diesem Spieltag mit Lena Kirsch, Isabell Nidoschefsky und Sarah Meißner drei Stammspielerinnen fehlten, sodass die Löcher in den SV-Reihen mit weiteren jungen Spielerinnen gestopft werden mussten. Ersetzt werden konnten die Stammspielerinnen allemal nicht.
Die ersten zehn Minuten der Partie konnten die SV-Damen dann auch noch mithalten, lagen die Gäste bis dato lediglich mit zwei Toren (5:3) in Führung. Nach weiteren zehn absolvierten Minuten lag das Team von Antonio Rohr und Ronny Bärbig jedoch schon mit sechs Toren (12:6) in Front, zur Halbzeit waren es gar schon zehn (19:9). Und spätestens mit dem Pausenpfiff wusste dann auch jeder, dass es für den SV Hermsdorf nur noch um Schadensregulierung gehen konnte, zumal die Aufbau-Protagonistinnen nicht im Traum daran dachten, während des zweiten Aktes einen Gang zurückzuschalten. Phasenweise führten sie – wie dann auch beim Endstand von 38:21 – mit 17 Toren.
An den erfahrenen Spielerinnen beim SV Hermsdorf lag es am Ende nicht, Kitty Sáry und vor allem Vanessa Panck rieben sich am Kreis auf. Gemeinsam erzielten sie 16 der 21 Tore der Holzländerinnen. Und auch der einsamen Steffi Lippold kann man wahrlich keinen Vorwurf machen. Der Respekt vor den Gästen sei beim Gros der jüngeren Spielerinnen bereits im Vorfeld sehr groß gewesen, berichtete Vanessa Panck. Dergleichen habe sich dann auch auf das Spiel ausgewirkt. Womöglich hätten sie sich bereits im Vorfeld zu sehr auf eine mögliche Niederlage eingestellt, führte die Spielführerin weiter aus, die auch auf den physischen Unterschied zwischen den Teams verwies. Nichtsdestotrotz gab es da auch am Sonntag Momente, in denen aufseiten des SV Hermsdorf gelacht wurde: Als denn beispielsweise Torfrau Emma Köhler in das Geschehen eingriff und sogar ein Tor (13:25) erzielte oder Vanessa Panck unter anderem aus dem Rückraum traf (15:28). Dafür gab es Beifall von der Bank. Ein Hauch von interner Harmonie war da zu vernehmen. Kann ja mitunter auch eine Menge wert sein.
Otz/Marcus Schulze/26.10.2017