50 Minuten dominiert der SV Hermsdorf das Geschehen in Eisenach, macht es am Ende aber noch einmal spannend.
Von Marcus Schulze
EISENACH
Frei von Dramaturgie war auch dieses Spiel nicht. Erneut machten es die Handballer des SV Hermsdorf, wie einst im Hinspiel, spannend – doch dieses Mal mit dem besseren Ende für die Kreuzritter. Gelang ihnen im Hinspiel im Oktober in höchster Not noch der Ausgleich, konnten sie beim Auswärtstermin am Sonntag beim ThSV Eisenach II ihre Führung bis zum Schluss behaupten – auch wenn diese am Ende von äußerst dünner Natur (31:30) war.
„Wir haben das Spiel gut 50 Minuten dominiert, haben diszipliniert gespielt, und auch die Leistung in der Abwehr hat gestimmt“, resümierte Pierre Liebelt. Als jedoch die finalen zehn Minuten anbrachen, die Gäste aus dem Saale-Holzland-Kreis einen formidablen Vorsprung von sieben Toren (31:24) ihr Eigen nennen konnten, entschloss sich der SV-Coach, auch jenen Spielern etwas Spielzeit einzuräumen, die ansonsten den etablierten Kräften in den Reihen des SV Hermsdorf den Vorzug geben müssen. Im Rahmen dieses Bäumchen-wechsel-dich-Unterfangen schlich sich jedoch der eine oder andere Abspielfehler ein, den die Hausherren dankend annahmen und Zählbares verwandelten. Und so schmolz der erarbeitete Vorsprung der Hermsdorfer plötzlich dahin wie der berühmt-berüchtigte Schnee in der Sonne. Als schließlich Eisenachs Markus Collatz 28 Sekunden vor Abpfiff der Partie vom Sieben-Meter-Punkt traf, lag das Team von Pierre Liebelt nur noch mit einem Tor in Führung. Doch letztlich überstanden die SV-Protagonisten die ausstehende Spielzeit ohne die über ihnen bereits kreisende Egalisierung. Endstand: 31:30.
Plötzlich ein Knick im Hermsdorfer Spiel
Auch Pierre Liebelt betonte, dass es am Ende wahrlich spannend war – etwas zu viel für seinen Geschmack. „Plötzlich hatten wir einen Knick im Spiel, haben unsere Chancen nicht mehr genutzt“, führte der SV-Trainer weiter aus, der jedoch mit seinem nächsten Atemzug auf die guten Leistungen von Felix Reis, Jan Heilwagen, Jan Minas, Marvin Schreck und Gabor Csikos verwies. Nur zweimal konnten die Hausherren egalisieren (1:1/3. und 6:6/11.), ansonsten hatte der SV Hermsdorf stets die Führung inne. Gegen Ende der ersten Halbzeit konnten sich die Handballer aus dem Holzland einen Vorsprung von sechs Toren (16:10/27.) erarbeiten, bevor beim Stand von 11:16 der Kabinengang eingeläutet wurde.
Das Maximum in puncto Führung erspielten sich die Kreuzritter erstmals im zweiten Akt, genauer in der 41. Minute, als denn Maximilian Remde zum 25:17 verwandelte. Später taten es ihm Jan Heilwagen (28:20/45.) und Martin „Ein-Leben-für-den-Fasching“ Ehm (29:21/46.) gleich.
Für Heimkehrer Cedric Schreiber war es am Sonntag indes die erste Partie für den SV Hermsdorf in der Saison 2017/18. „Hier und da hat noch etwas die Abstimmung mit seinen Mitspielern gefehlt. Doch nach der langen Pause ist das nicht verwunderlich“, so Pierre Liebelt über das Comeback von Cedric Schreiber, der auch betonte, dass der Linkshänder zweifelsohne eine Bereicherung für das Spiel der Holzländer sei. Außerdem verwies der Coach noch darauf, dass mit dem Sieg über Eisenach der Auftakt in die schweren Wochen geglückt sei. Auch der nächste Gegner stammt aus der Abteilung Hochkaräter: der HSV Ronneburg. „Die ersten 50 Minuten müssen wir auch gegen Ronneburg abrufen – dann aber über 60 Minuten“, sagte Pierre Liebelt mit einem Augenzwinkern.
SV Hermsdorf: Rudolph (2), Schreck (2), Reis (5), Schreiber (2), Nedved, Hammer, Heilwagen (9), Ehm (3), Zehmisch, Friedrich , Csikos, Remde (4), Krüger, Minas (3),
Otz/21.02.2018/Marcus Schulze
Ein Plausch nach der Partie … mit Jan Minas:„Plötzlich steht man auf der anderen Seite“
Jan Minas traf am Sonntag auf seinen ehemaligen Verein. Im Vorfeld konnte sich der 19-jährige Student der Rechtswissenschaften gar nicht so sehr damit befassen, da er für seine Prüfungen lernen musste.
War die Begegnung etwas Besonderes für Sie?
Es hat sich schon etwas komisch angefühlt, da ich ja auf meine ehemaligen Mitstreiter traf – und plötzlich steht man auf der anderen Seite. Kurz vor dem Spiel kam dann auch die Aufregung.
Wie lange hat dieser leicht perplexe Zustand denn bei Ihnen angehalten?
Zum Glück nur ein paar Minuten.
Ist man noch ein wenig mehr motiviert, wenn man auf die ehemaligen Kollegen trifft?
Irgendwie schon. Ich wollte zeigen, dass ich gegen sie bestehen kann, wollte unbedingt gewinnen.
Waren Sie mit ihrer Leistung zufrieden?
Ja, ich habe drei Tore erzielt. Auch das Zusammenspiel mit meinen Mitspielern hat gut funktioniert.
Sie sind seit gut vier Monaten beim SV Hermsdorf. Angekommen?
Ja, die Mannschaft hat mich super aufgenommen. Ich verstehe mich mit allen und es macht einfach nur Spaß. Es ist eine coole Truppe – sowohl auf dem Feld als auch daneben.
„Daneben“ ist ein gutes Stichwort. Wie war Ihre Premiere beim berühmt-berüchtigten Handball-Fasching?
Es war sehr lustig, zumal ich auch beim Programm mitgewirkt habe.
Hat Martin Ehm seine Rolle als Stimmungskanone und Faschingsexperte an diesem Abend erfüllt?
Das hat er – und zwar mit Bravour. Ein wahres Naturtalent.
Otz/21.02.2018/Marcus Schulze