Geradezu hochdramatisch gewinnt der SV Hermsdorf 26:25 seinen Auswärtstermin gegen die HSG Werratal 05
Von Marcus Schulze
BREITUNGENE Es sei eine Genugtuung gewesen. Natürlich. Und in der Tat blickt SV-Trainer Pierre Liebelt äußerst zufrieden auf die Partie gegen die HSG Werratal 05, die sein Team – geradezu hochdramatisch – mit letztlich einem Tor Unterschied (26:25) für sich entscheiden konnte. Und damit waren die Handball-Gemüter in den Reihen des SV Hermsdorf wieder befriedet, haderte man doch im kollektiven Bewusstsein noch mit der Niederlage im Hinspiel im Oktober, als denn die Kreuzritter 24:29 unterlagen.
Doch damit nicht genug, schließt sich mit jener Begegnung auch ein narrativer Kreis. Denn es war Jan Heilwagen, der den entscheidenden Treffer am Sonnabend in der Thüringenliga sechs Sekunden vor dem eigentlichen Ende erzielte. Und es war eben der kleine Flügelflitzer, der da nach der Niederlage gegen Sonneberg im November besonders unglücklich war. Ihm gab der Trainer damals in der Kabine zu verstehen, dass denn die Niederlage gegen Sonneberg das geringere Übel sei. Schmerzhafter sei die Schmach gegen eben Werratal gewesen. Es ist nun nicht auszuschließen, dass Jan Heilwagen noch besagte Worte im Hinterkopf hatte – und sie vielleicht noch ein wenig als zusätzliche Motivation fungierten. Wer weiß, wer weiß.
„Wir haben am Ende das umgesetzt, was wir uns im Vorfeld vorgenommen haben“, resümierte Pierre Liebelt, um sich anschließend so richtig in die eigentliche Analyse zu stürzen. So habe unter anderem die Abwehr recht stabil agiert, habe den gegnerischen Rückraum quasi entschärft. „Wir haben generell versucht, Eins-gegen-eins-Situationen zu vermeiden“, führte Pierre Liebelt akribisch aus. Als Beleg für das gelungene Unterfangen verweist er auf den HSG-Protagonisten Marko Oluic, der kaum in Erscheinung getreten sei und lediglich zwei Tore – davon ein Siebenmeter – für die Hausherren erzielen konnte. In der ersten Hälfte habe dafür die Abstimmung im Innenblock der Verteidigung noch nicht gänzlich harmoniert, am Kreis vereinzelt noch das nötige Timing gefehlt. Auch die Torhüterleistung sei in jener Phase der Thüringenliga-Begegnung nicht sonderlich berauschend gewesen. 13:14 lautete der Spielstand, bevor sich denn das versammelte Handball-Ensemble für den zweiten Akt präparierte.
Während der ersten 15 Minuten konnte sich keines der beiden Teams zwingend absetzen. Erst gebührte den Gästen aus dem schönen Holzland eine leichte, mitunter hauchdünne Führung, bevor denn die Hausherren – ebenfalls hauchdünn mit einem Treffer – die Führung übernahmen.
Dies änderte sich jedoch spätestens in der 17. Spielminute, plötzlich lag Werratal mit vier Toren (11:7) vorn. Die Tore von Jan Heilwagen, Jan Minas sowie Hannes Rudolph waren anschließend maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Gastgeber nach 30 Minuten lediglich einen Treffer mehr im Haben für sich verbuchen konnte als die Mannschaft von Pierre Liebelt.
Nachdem das Ensemble seine spielende Tätigkeit wieder aufgenommen hatte, hinkte der SV während der prologartigen ersten zehn Minuten des zweiten Aktes stets noch einem Rückstand hinterher, als denn Maximilian Remde der Ausgleich in der 40. Minute zum 18:18 gelang, bevor Jan Heilwagen (19:18/44.) und Hannes Rudolph (20:19/46.) gar die temporäre Führung erzielten.
Martin Ehm erzwang Paradigmenwechsel
Ja, es war nur eine Momentaufnahme, denn das Werratal-Imperium schlug umgehend zurück und übernahm anschließend die Führung (21:20/48.). Was nun folgen sollte, kann man getrost als – zumindest kleine – Gesetzmäßigkeit interpretieren: viermal hatte die HSG die minimale Führung inne, viermal glich der SV besagtes Defizit umgehend aus, also 21:21, 22:22, 23:23 und 24:24 – und zwar binnen fünf Minuten.
Es war schließlich Martin Ehm, der diese Gesetzmäßigkeit ad absurdum führte und mit seinem Treffer 70 Sekunden vor dem Abpfiff zum 25:24 den Paradigmenwechsel einläutete. Zuvor, auch das muss erwähnt werden, war es ein ums andere Mal Maximilian Remde, der ausglich. Als nur noch 36 Sekunden zu absolvieren waren, war die Führung des SV-Führung erneut Geschichte. Werratals Renato Pauli gab den – vorläufigen – Spielverderber für den SV Hermsdorf, bis denn Jan Heilwagen vor des Gegners Gehäuse samt Ball in der Hand auftauchte – und den Gastgebern mal so richtig den Abend versauerte.
„Wir haben seit fünf Spielen nicht verloren. So muss es weitergehen“, frohlockte Pierre Liebelt, der nicht ausschließen möchte, dass vielleicht noch ein dritter oder gar ein zweiter Platz am Ende der Saison im Bereich des Möglichen liegen.
Und Jan Heilwagen? Der hat womöglich nicht nur seinen Frieden mit dem Hinspiel gegen Werratal an diesem Abend gemacht. Nein, vielleicht hat er auch das Remis die Woche zuvor gegen den HSV Ronneburg damit endgültig verdaut.
Statistik: Rudolph (6), Schreck (1), Reis (1), Schreiber, Nedved, Hammer, Heilwagen (6), Ehm (2), Zehmisch, Friedrich, Anlauf, Remde (7), Krüger, Minas (3)
Otz/ Marcus Schulze/06.03.2018