Mrz 28, 6 Jahren ago

Goldener März für die Kreuzritter

Auch wenn es das Ergebnis nur bedingt widerspiegelt, war es am Ende ein
ungefährdeter Sieg für den SV Hermsdorf über Goldbach/Hochheim

Von Marcus Schulze

HERMSDORF Martin Ehm gab den Torwart. Bereitwillig ließ er sich die
kleinen Bälle um die Ohren in jenem Kasten hauen, in dem zuvor Robert
Zehmisch und Petr Nedved Dienst schoben. Da war das Spiel samt der
angrenzenden Jubeltiraden längst Geschichte, kein Depeche Mode und auch
kein theatralisch-nerviges Es-tut-mir-leid-Pocahontas-Trallala erklang
mehr aus den Boxen, stattdessen hatten die Kinder das Kommando auf dem
nunmehr wieder freigegeben Feld übernommen und übten sich im Torwurf
gegen eben Martin Ehm. Er war, wenn man denn so will, in diesen Momenten
ein Star zum Anfassen. Einer, der quasi auf Tuchfühlung mit den Fans, in
diesem Fall mit den ganz jungen, ging. Eine gewisse Leichtigkeit schwang
da bei der SV-Stimmungskanone mit, als sie denn – durchaus ambitioniert,
aber mitunter chancenlos – das Tor hütete, während das „Daddy Cool“ von
Boney M. erklang.

Dass dem so war, war sicherlich in erster Linie dem Sieg der Kreuzritter
am Sonnabend über Goldbach/Hochheim geschuldet. Mit dem 39:34-Sieg
konnte das Team von Pierre Liebelt die Mission Goldener März erfüllen,
hatte den vierten Sieg in Folge eingefahren und ist seit nunmehr sieben
Spielen ungeschlagen. 13:1 lautet die ansehnliche Ausbeute der
vergangenen Spieltage – da kann man durchaus nach der Partie für den
perspektivischen Handball-Nachwuchs – wer weiß, wer weiß – den
Fliegenfänger geben.

Leichtigkeit nach einem Sieg ist die eine Sache, sich dergleichen
während der eigentlichen Begegnung zu bewahren, ist eine ganz andere.
Geradezu tiefenentspannt lehnte Mario Kühne da oben auf der Empore der
Werner-Seelebinder-Halle, ließ das Dargebotene auf sich wirken, gänzlich
frei von mitfiebernden Gesten. Wenn man nur darauf vertraut, dass die
Körpersprache sehr viel verrät, muss man im Falle von Mario Kühne zu dem
Schluss kommen, dass er – zumindest da in den Untiefen des zweiten
Handball-Aktes – keine Zweifel bezüglich des Spielausgangs hatte. Man
hatte den Sportlichen Direktor ja schon ganz anders da oben erlebt.

Dass die Gäste aus dem Landkreis Gotha für gut drei Minuten während des
ersten Durchganges die Führung innehatten (7:6/11. bzw. 8:6/13.), wollte
der Trainer zwar nicht stillschweigend unter den Teppich kehren, aber
auch nicht überbewerten. Es sei eine Momentaufnahme gewesen. „Der Sieg
war in keinem Moment gefährdet. Wir hatten zwar anfangs einen Bruch im
Spiel, gerieten in Rückstand, doch nach der Auszeit hatten wir dann
einen kleinen Lauf“, resümierte Pierre Liebelt. Zweimal konnte
Goldbach/Hochheim noch egalisieren (9:9/18. bzw. 10:10/20.), doch
spätestens mit dem 17:13 für die Hausherren in der 25. Spielminute dank
Felix Reis verschob sich das spielerische Kräfteverhältnis zugunsten des
SV Hermsdorf.

Im zweiten Akt gab es dann auch kein retardierendes Moment seitens der
Kreuzritter. Nach nur drei absolvierten Minuten betrug das Polster
bereits sieben Tore (21:14). Letztlich waren es zwei geradezu
symbolhafte Treffer, die wohl niemanden da im Handball-Epizentrum im
Holzland mehr daran zweifeln ließen, wer hier am Ende triumphieren
werde. Zum einen war das der von Erfolg gekrönte Alleingang von Martin
Ehm zum 29:22 (42.), zum anderen jener Willensakt von Maximilian Remde,
der dem Ehmschen Solowerk nur eine Minute später folgen sollte. In
seiner für ihn typischen Manier sprang der Koloss in den Reihen der
Kreuzritter hoch und schmetterte das kleine, klebrige Leder gen
gegnerisches Gehäuse, wo es dann geradezu kanonenartig einschlug und in
der linken Ecke da im Netz auch noch ein bisschen verweilte, bevor es
letztlich gen Boden fiel. Der Torwart der Gäste reagierte gar nicht,
stand eher fassungslos da und konnte sich am Ende nur noch umdrehen –
und es sollte ihm noch ein paar Mal so ergehen. Und zwar immer dann,
wenn denn Maximilian Remde traf. Nun kann man natürlich das Haar in der
Suppe da am Sonnabend suchen. Schnell wird man dann auch fündig, kann
die Anzahl der Gegentreffer doch immerhin mit 34 beziffert werden. „Wir
haben sehr viel gewechselt, sehr viel probiert, da liegt es in der Natur
der Sache, dass es dann ein wenig in der Abstimmung hapert“, erläuterte
der Trainer, der jedoch auch darauf verwies, dass denn 34 Gegentore
zweifelsohne zu viel seien. „Mir ist es dennoch lieber, dass wir in so
einer Partie unsere Schwächen erkennen, zumal wir jederzeit ein
spielerisches Mittel auf Tasche hatten“, relativierte Pierre Liebelt.
Ein Arbeitssieg sei es allemal nicht gewesen, „und außerdem haben die
Zuschauer viele Tore bestaunen können“, schob der Trainer mit einem
Augenzwinkern hinterher. Am Ende war es Jan Heilwagen, seines Zeichens
Handball-Philosoph par excellence, der den Grundtenor der Partie wie
folgt beschrieb: „Wir hätten noch eine weitere Stunde spielen können –
es wäre so weitergegangen. Goldbach wäre stets auf ein paar Tore
herangekommen, bevor wir dann wieder unsere Führung ausgebaut hätten.“

SV Hermsdorf: Rudolph (4), Schreck (1), Reis (8), Nedved, Hammer (4),
Heilwagen (5), Ehm (2), Zehmisch, Friedrich, Csikos, Anlauf (3), Remde
(7), Krüger (5), Minas (5)

Otz/Marcus Schulze/27.03.2018

Vorbericht Otz/24.03.2018/Marcus Schulze

Ein Sieg fehlt noch zum„Goldenen März“

Sollten die Handballer des SV Hermsdorf heute über die Gäste aus Goldbach/Hochheim siegen, könnten sie ihren vierten Sieg in Folge holen

Von Marcus Schulze

HERMSDORFE in Anflug von Poesie liegt da in der Luft, wenn denn Pierre Liebelt vollmundig von der Metaebene aus den „Goldenen März“ beschwört. Dass sich der Trainer zu solch musischen Äußerungen in der kantig-markigen und mit Phrasen überladenen Sportwelt hinreißen lässt, ist nicht der aktuellen Witterungs-Realität vor der eigenen Haustür geschuldet. Da würde, sieht man einmal von jenem sonnigen Sonntag vor gut 14 Tagen einmal ab, das Bild vom „Weißen März“ weit mehr Sinn machen.

Dass der SV-Trainer auf besagtes Edelmetal zurückgreift, ist ebenfalls nicht dem Umstand geschuldet, dass er sich in der Schule, schließlich ist er Pädagoge, derzeit mit Goethes „Faust“ und dem Osterspaziergang herumschlagen muss. Obwohl dieser rein inhaltlich betrachtet ganz gut passen würde, sind denn da beim Flanieren durch die frischerwachte Frühlingslandschaft Strom und Bäche vom Eis bereits befreit. Nein, auch die Ergüsse des dichtenden Geheimrates standen für das Liebeltsche Bild nicht Pate, vielmehr ist es das stimmige Produkt nüchtern-rationaler Tabellenkalkulation. Ergo: Im „Goldenen März“ spiegelt sich die derzeitige Erfolgsserie des SV Hermsdorf wider. Unter sogenannten Sportfreunden wird für dergleichen auch gerne der Ausdruck „Lauf“ verwendet. Seit nunmehr sechs Spieltagen mussten die Kreuzritter keine Niederlage mehr in Kauf nehmen. Sollte den Mannen um Pierre Liebelt heute nun erneut ein Sieg glücken, könnte man durchaus vom „Goldenen März“ sprechen, wie denn der Trainer in einer stilistischen Melange aus „Doppelpass“ und „Literarischem Quartett“ frohlockt. Ein Monat, der sich ausschließlich aus Siegen rekrutiert. Halleluja!

Ja, eine gewisse Zufriedenheit ist beim SV-Coach zu vernehmen, die jedoch weit entfernt von vermeintlicher Überschwänglichkeit zu verorten ist. Homöopathische Dosen und so. Dass sich der Trainer, bei aller Zuversicht, auch etwas in Zurückhaltung übt, ist dem unsteten Agieren des heutigen Gegners aus Goldbach/Hochheim geschuldet, der eine nicht zu leugnende „Alles-kann-nichts-muss“-Mentalität an den Tag legt – und darum weiß natürlich ein Pierre Liebelt. Der Trainer erinnert an den souveränen Auftritt der Hornissen, der Go-Go-Hornets, in den heimischen Gefilden gegen Sonneberg. Im Januar gewannen die Westthüringer mit 28:27 über die Handballer aus der Spielzeugstadt. Doch das ist nur eine Seite der Hornissen-Medaille, verloren sie doch vor zwei Spieltagen äußerst deutlich mit 18:30 gegen Aufbau Altenburg, die derzeit Vorletzter der Liga sind.

Die Handballer aus Goldbach/Hochheim rangieren indes auf Platz elf der Tabelle. „Es gibt bei ihnen keine Konstanz“, so das Fazit des SV-Coach, der jedoch auch um die Kampfstärke der Gäste aus dem Landkreis Gotha weiß. „Wir haben damals recht souverän gewonnen, doch sie haben bis zum Schluss gekämpft. Da kann man sich nie sicher sein“, erinnert sich Pierre Liebelt, der natürlich über die Pappenheimer in den Reihen von Sven Rothhämmel bestens informiert ist.

Seit sechs Spieltagen keine Niederlage

Er weiß um die Fähigkeiten des Trainer-Filius Julian, aber auch um Daniel Fekete oder Routinier Jens Moratschke auf der Mitte. Dazu gesellt sich noch Torhüter Florian Schneegaß, der stets zwischen Genie und Wahnsinn in seinem Gehäuse tanzt. Ein Schlussmann, der an guten Tagen alles halten kann, dem jedoch sein jähzorniges Gemüt mitunter den Blick auf das Wesentliche, das eigentliche Spiel, versperrt. Was den eigenen Kader betrifft, wird lediglich Cedric Schreiber krankheitsbedingt nicht in das Geschehen eingreifen können. Ansonsten sei die Stimmung in seinem Team, gerade nach dem deutlichen Sieg über Saalfeld/Könitz, sehr gut, berichtet der Trainer.

Neuerding verfügen die durch und durch musischen Kreuzritter ja auch über eine mobile Musikbox, die gerade nach dem vergangenen Auswärtstermin auf Herz und Nieren getestet wurde. Wer da wohl wieder das musikalische Kommando innehatte?

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