Der SV Hermsdorf siegt gegen den SV T&C Behringen Sonneborn ohne größere Probleme mit 38:25
Von Marcus Schulze
Hermsdorf. Eigentlich hatte es sich Stefan Riedel auf der Bank bequem machen können. Zumindest während der noch ausstehenden zehn Minuten der Begegnung zwischen dem SV Hermsdorf und den Gästen des SV T&C Behringen/Sonneborn, schließlich lagen die Kreuzritter mit acht Toren (30:22) in Führung. Doch es entspricht nicht dem Naturell von Stefan Riedel, da an der Seitenlinie eine ruhige Kugel zu schieben. Die wenigsten Trainer ruhen stoisch in sich, auch der Co- Trainer des SV Hermsdorf nicht, der für Pierre Liebelt das Kommando übernahm, da dieser an jenem Tag heiratete.
Vielmehr demonstrierte er diese Leidenschaft, die er auch als Spieler an den Tag legte. Riedel freute sich, riss die Arme hoch, Riedel griff sich mit beiden Händen an das schüttere, graue Haar auf seinem Haupt, wenn er denn mit Entscheidungen haderte und auch bei Gegentoren. Er klatschte, feuerte seine Mannen an, kniete an der Bank vor einzelnen SV-Protagonisten ab, um sie auf ihre bevorstehende Aufgabe einzuschwören. Außerdem verteilte er Schulterklopfer, wenn denn einer seiner Spieler ausgewechselt wurde und dann ausgepumpt Platz nahm. Dazwischen gönnte er sich immer Mal einen Schluck Cola aus der Flasche, schließlich sind Trainer- Ansagen aus einer trockenen Kehle nur halb so ergiebig. Kurzum: Er machte seine Sache da draußen richtig gut – gerade vor dem Hintergrund, dass er das Amt des Trainers allein ausüben musste. Letztlich mit Erfolg, siegte doch der SV Hermsdorf deutlich mit 38:25.
Doch dann kam die 50. Minute – und ab dem Zeitpunkt nahm die Partie absurde Züge an, wofür in erster Linie der Unparteiische verantwortlich war, der plötzlich Zwei-Minuten-Strafen wie Bonbons verteilte. In der 54. Spielminute standen plötzlich nur noch vier Feldspieler und die zwei Torhüter auf der Platte. Für den Gastgeber griffen in diesem Moment nur noch Cedric Schreiber und Mike Anlauf in das Geschehen ein. Zuvor mussten nach und nach Sebastian Hammer, Martin Ehm und Felix Reis auf der Bank Platz nehmen. Dazwischen erhielt Maximilian Remde die Rote Karte, der sich auf die Tribüne zurückzog. Mike Anlauf wiederrum, der nun ein aktiver Bestandteil dieses absurd anmutenden Handball-Theaters war, konnte nur grinsen: „Das habe ich in 20 Jahren Handball noch nicht erlebt“, resümierte Anlauf. Schreiber wiederum sagte, dass ihn das Ganze an Streetball erinnert habe. Die Zeitstrafen-Kuriosität war dann auch der einzige Aufreger im zweiten Akt. Ansonsten nutzten die Hausherren die 30 Minuten, um sich endgültig von den Gästen abzusetzen. Spätestens ab der 40. Minute beim Stand von 25:17 war wohl jedem Anwesenden klar, wer hier wohl als Sieger von der Platte gehen wird.
Bis zur 12. Spielminute blieb Behringen/Sonnebon stets in Schlagdistanz, konnten sogar zum 7:7 egalisieren, doch danach dominierten die SV-Protagonisten das Geschehen, die sich dank Treffern von Felix Reis, Hannes Rudolph und Jan Heilwagen auf vier Tore (11:7) absetzten konnten. Zeitweilig führten die Kreuzritter mit sechs Treffern (16:10/24.). 17:13 lautete der Halbzeitstand. Nach Wiederanpfiff war es dann Martin Ehm, der mit zwei erfolgreichen Abschlüssen die Führung des SV Hermsdorf erneut ausbaute (18:13 bzw. 19:13). Noch einmal kamen die Gäste auf vier Tore heran (15:19/33.), doch das war dann auch schon das Höchste der Gefühle.
„Unser Tempospiel hat mir heute ganz gut gefallen, ansonsten gibt es natürlich Dinge, an denen wir arbeiten müssen. Wir müssen schon etwas aggressiver in der Abwehr agieren, wenn da jemand auf sieben oder acht Meter herankommt, muss da einfach zugepackt werden“, resümiert Stefan Riedel, der damit Tugenden beschwor, die er einst selbst auf dem Platz inbrünstig vorlebte. „Wir haben heute mit einem Vorsprung von 13 Toren gewonnen, da will ich nicht großartig herumkritisieren“, führt Riedel weiter aus.
Vor dem Spiel sei er nicht sonderlich aufgeregt gewesen, doch jetzt sei er einfach nur fix und fertig, sagte Stefan Riedel indes über seine Premiere als Cheftrainer. „Ich bin froh, dass es ein erfolgreiches Spiel war. Es hat einfach nur Spaß gemacht.“
Vor der Partie gab es eine Gedenkminute für den am Samstag verstorbenen Alt-Bürgermeister von Hermsdorf, Gerd Pillau.
SV Hermsdorf: Rudolph 4, Reis 9, Schreiber 2, Nedved, Hammer 5, Heilwagen 6, Ehm 3, Zehmisch, Anlauf 3, Möller 1, Remde 3, Krüger, Minas 2
Otz/ Marcus Schulze/ 02.10.2018