Handball, Thüringenliga: Mit einer eindrucksvollen Leistung besiegt der SV Hermsdorf den VfB Mühlhausen mit 26:19 (12:8)
Hermsdorf. Stefan Riedel packte seine Schuhe ein. Er steckte sie geradezu liebevoll in eine kleine Papiertüte, die das Logo einer bekannten Spielzeugkette zierte. Zum Einsatz kamen seine Schuhe jedoch nicht. Zwar saß Stefan Riedel am Sonnabend Gewehr bei Fuß auf der Bank während der Partie des SV Hermsdorf gegen den VfB Mühlhausen, doch in das Spielgeschehen griff er nicht ein – und das war letztlich ein gutes Zeichen.
„Das zeigt, dass sie alles richtig gemacht haben“, sagte der Co-Trainer. Doch damit nicht genug, hätten ihm die Jungs mit dem eindrucksvollen 26:19-Sieg über die Handballer aus Mühlhausen auch noch ein wunderschönes Geschenk gemacht, sagte ein zufrieden dreinblickender Riedel, der am Sonnabend seinen 37. Geburtstag feierte.
Mehr als zufrieden wirkten dann auch die Fans des SV Hermsdorf, die sich gut zweieinhalb Minuten vor dem Abpfiff der Begegnung auf der Tribüne erhoben, um die Kreuzritter gebührend zu hofieren. Der Sieg war ihnen in dieser Phase nicht mehr zu nehmen. Als Petr Nedved beim Stand von 20:15 (49.) einen Sieben-Meter hielt, war wohl allen Anwesenden klar, dass die Mannen von Pierre Liebelt dieses Spiel nicht mehr hergeben werden. Es war ein Omen – und zwar ein wahrlich positives. Bereits in jener Schlussphase breitete sich in der Werner-Seelenbinder-Halle eine gewisse Sektlaune aus.
Kurz nach dem Wiederanpfiff zum zweiten Akt konnten die Gäste ihren Rückstand auf zwei Treffer (10:12/32.) verkürzen, doch Jan Heilwagen, Martin Ehm und der unermüdliche Felix Reis bescherten dem SV Hermsdorf ein solides Polster von fünf Treffern (15:10/39.). Noch einmal konnte Mühlhausen auf vier Treffer (12:16/42.) verkürzen, doch das war dann auch schon das höchste der Gefühle. In der 50. Spielminute lag das Team von Pierre Liebelt mit 22:16 in Führung, in den noch ausstehenden zehn Minuten erzielten die Gäste indes nur noch drei Tore. Endstand: 26:19.
Lediglich zu Beginn der Partie konnten die Handballer aus der Müntzer-Stadt in Führung gehen, konnten die ersten beiden Treffer der Partie erzielen und lagen dann nach gut fünf Minuten mit 4:2 in Front. Es war – mal wieder – Felix Reis, der in jener Phase in seiner unnachahmlichen Art aus dem Rückraum Tore erzielte. Er bescherte seinem Team nicht nur die Egalisierung zum 4:4 (9.), sondern auch die anschließende Führung zum 5:4 (10.). Doch erst sein Treffer zum 7:6 (16.) markierte eine wahre Wegmarke in der Partie, denn danach sollten nur noch die Hausherren führen. Sebastian Hammer, Jan Heilwagen – der schon leicht unruhig wurde, weil er keinen Ball bekam – und Maximilian Remde bauten die Führung auf 11:6 (26.) aus, bevor beim Stand von 12:8 die Pausensirene ertönte.
Apropos Maximilian Remde, ein Schlüssel zum Erfolg war die sehr gute Defensivarbeit des SV Hermsdorf. Robert Zehmisch im Tor und eben Maximilian Remde am Kreis, der alle Attribute eines Türstehers und auch eines Schaufelbaggers da am Sonnabend beschwor – und zwar fair. Seine „Du-kommst-an-mir-nicht-vorbei“-Aura untermauerte er immer wieder mit eindrucksvollen Taten. Remde räumte mal so richtig auf am Kreis. Natürlich war er nicht der einzige SV-Protagonist, der da hinten engagiert seinem Handball-Tagwerk nachging, auch Martin Ehm, Cedric Schreiber, Jan Minas oder Jannick Möller gaben sich wild entschlossen, doch Maximilian Remde hatte quasi das Oberkommando über den eigenen Kreis inne. „Max sollte heute die Kreisanspiele unterbinden. Das war seine konkrete Aufgabe – und das hat er super gemacht“, lobte Pierre Liebelt, der jedoch von einer Partie auf Augenhöhe sprach. Man solle sich nicht so sehr vom Ergebnis täuschen lassen. „Wir hatten heute schlichtweg die bessere Torhüterleistung. Das war das Ausschlaggebende“, betonte der SV-Coach, der außerdem vom Teamspirit in seinen Reihen schwärmte.
Unmittelbar nach der Partie durfte dann auch Martin Ehm sein Kirmes-Gen ausleben: Er war der Initiator der ersten Ufta in dieser Saison. Er wirkte dabei sehr glücklich, er war in seinem Element.
Vor dem Spiel gab sich indes Felix Reis äußerst zuversichtlich. „Es gibt heute drei Gründe, warum wir feiern müssen: Es ist Samstag, Stefan hat Geburtstag und wir holen heute zwei Punkte“, sagte Reis, der sich damit als Handball-Prophet empfahl.
SV Hermsdorf: Rudolph, Reis 7, Schreiber, Nedved, Hammer 5, Heilwagen 6, Ehm 1, Zehmisch, Anlauf, Möller 2, Remde 3, Krüger, Minas 2
Otz/ Marcus Schulze / 20.11.18