Mrz 13, 6 Jahren ago

Die eine Bank voll, die andere leer

Handball, Landesliga: Der HV Hermsdorf kann das Stadt-Derby gegen den SV recht problemlos mit 22:12 (12:6) für sich entscheiden

Hermsdorf. Da trafen zwei Welten am Sonntag aufeinander – zumindest in Sachen Personal. Denn während die Bank aufseiten des HV Hermsdorf wahrlich gut bestückt war, die Spielerinnen eng beieinander saßen, führte SV-Trainer Holger Panzner auf der anderen Seite ein eher einsames Dasein auf dem Klassiker in Sachen Turnhallenmöbel. Okay, es saß auch noch Sissy Dämmrich auf der Bank, doch sie konnte nur noch moralischen Beistand leisten, stand für den zweiten Akt in Sachen Stadt-Derby nicht mehr zur Verfügung.

Ja, das Gesamtbild wirkte am Sonntag in der Werner-Seelenbinder-Halle schon leicht absurd, auf der einen Seite gefühlt zwei Mannschaften samt Trainerstab, auf der anderen gähnende Leere.

Beim SV hütete nach der Pause Co-Trainerin Christina Fechner das Tor, während Steffi Lippold , die während der ersten 30 Minuten als quasi letzte Instanz noch so manchen Wurf vereitelte, nun auf der linken Seite für eben Sissy Dämmrich auf und ab rannte. Wechseloptionen gab es für den SV keine mehr.

Dass sich nun ein solches Ungleichgewicht in Sachen Personal irgendwann auszahlen muss, kommt einem Naturgesetz gleich – so auch beim Stadt-Derby. Ab der 20. Minute dominierte der HV Hermsdorf das Geschehen, siegte schließlich recht solide und frei von jeglicher Dramatik mit 22:12 – und wahrscheinlich hat auch im Vorfeld niemand ernsthaft daran gezweifelt, dass es anders kommt.

Doch es gab da im ersten Akt einen Moment, da reichte es Frank Olbrich . Nachdem zum zweiten Mal Hanna Dörfer aus dem Rückraum und mit reichlich Schmackes für den SV Hermsdorf traf, erhob er sich und musste seinem Unmut lautstark artikulieren. Der Underdog SV Hermsdorf zeigte sich kein bisschen devot, präsentierte sich ganz anders als im Hinspiel und machte schlichtweg das Beste aus der nicht gerade formidablen Ausgangssituation.

Bis zur 20. Minute Partie offen

„Ich habe ihnen vor der Partie gesagt, dass ich nicht noch einmal so etwas wie im ersten Spiel sehen will“, sagte Holger Panzner . Worte, die in gewisser Weise Gehör fanden, zumal Emma Köhler kurz vor dem Anpfiff wie eine Komparsin aus einem Trapvideo – das ist dieser moderne Hiphop – herumsprang und ihre Teamkolleginnen abklatschte. Da hatte jemand richtig Bock.

Bis zur 20. Minute gestaltete sich das Derby dann auch recht offen. Zwar konnte sich der HV in dieser Phase bereits zweimal auf drei Tore (6:3/14. bzw. 7:4 /17.) absetzen, doch der SV kämpfte sich noch einmal auf einen Zähler (6:7/18.) dank der beiden Treffer von eben Hanna Dörfer heran, die ja wiederum Frank Olbrich aufspringen ließen. Anschließend übernahm der HV das Kommando, setzte sich in den noch ausstehenden zehn Minuten der ersten Halbzeit sukzessiv ab. Die unermüdliche und auch gnadenlose Laura Ehm , Susann Weyda und Beate Peter bauten den Vorsprung auf sechs Tore (12:6) bis zum Pausenpfiff aus.

Nach dem Wiederanpfiff knüpften die HV-Protagonistinnen an das Dargebotene in der ersten Halbzeit an und schraubten die Führung nach oben. Gut sieben Minuten vor dem Ende des Derbys lagen sie mit zehn Treffern (20:10/53.) in Führung. Die SV-Spielerinnen hielten so gut es eben ging dagegen, insbesondere Hanna Dörfer , die fünf der sechs SV-Tore im zweiten Akt erzielte.

„Es war deutlich besser als im Hinspiel. Sie haben sich gewehrt, auch im Angriff hat es nicht an Bewegung gemangelt“, resümierte ein doch recht zufrieden wirkender Holger Panzner . Das Wichtigste sei jedoch, dass seine jungen Spielerinnen vor lauter Respekt nicht zu Salzsäuren erstarrten, frohlockte Panzner .

Sein Trainer-Pendant Frank Olbrich zeigte sich indes nur bedingt zufrieden. „Wir haben nicht unsere volle Leistung abgerufen. Wir haben den Sieg sicher nach Hause gefahren, zweifelsohne, doch ich möchte eben auch ein schönes Spiel sehen – und das habe ich heute phasenweise vermisst“, resümierte Frank Olbrich , der nun mit seinem Team auf Platz zwei der Tabelle rangiert, während der SV Hermsdorf auf Platz acht verweilt.

SV Hermsdorf : Dämmrich , Dörfer 8, I. Nidoschefsky, M. Nidoschefsky, Lippold , Fechner , Köhler 2, Hacker 2 HV Hermsdorf : Pfüller, Stark, Dowrak, Su. Weyda 11, Pustal 1, Sy. Weyda 3, Brendel 1, Schulz, Schiller, Wetzel 2, Schubert, Peter 1, Ehm 3, Winkler

Marcus Schulze / 12.03.19 /Otz

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