Nov 22, 7 Jahren ago

Hermsdorfer fühlen sich betrogen

Handball Oberliga: Gastgeber Aschersleben profitiert bei seinem Siegtreffer von einer strittigen Entscheidung der Schiedsrichter, die nach einer Auszeit eine Spielzeit von sechs Sekunden anzeigten.

Von Jens Henning

Aschersleben. „Was soll man nach so einem Spielende machen? Da kann man sich nur hinsetzen und heulen“, sagte Hermsdorfs Trainer Steffen Schreiber über die Szenen nach dem Abpfiff der Partie in der Mitteldeutschen Oberliga am Sonnabend in Aschersleben.

Hermsdorfs Handballer hatten das Punktspiel noch mit 33:34 verloren. Eigentlich hatten sie einen Punkt fest im Gepäck verstaut. Bis zwei Sekunden vor Ultimo stand es 33:33, als der Trainer der Heimmannschaft die Grüne Karte dem Kampfgericht erreichte und eine Auszeit verlangte. „Wir haben uns schon gefreut. Wir wussten, dass da nichts mehr passieren kann. Aschersleben hatte zwar den Ball. Der war aber beim Torwart“, sagte Schreiber. Doch es kam ganz anders.

Rückblende: Die Hermsdorfer hatten ihren letzten Angriff des Spiels bis zum Schluss ausgespielt. „Für mich war das sogar ein Siebenmeter würdiges Foul an unseren Kreisläufer Johannes Hüttenrauch. Das hatten die Schiedsrichter aber anders gesehen. Der Gegner wollte den Ball schnell nach vorn spielen. Das pfiffen die Schiedsrichter zurück. Dann folgt die Auszeit“, sagte Schreiber über die hektischen Schlusssekunden.

Und dann passierte in der Auszeit etwas, was Schreiber in seiner Laufbahn als Trainer noch nie erlebt hatte. Nach Rücksprache mit dem Kampfgericht zeigten die Schiedsrichter nicht zwei Sekunden restliche Spielzeit an, sondern sechs. „Wir haben uns mächtig aufgeregt. Keiner wusste, wie es plötzlich zu den sechs Sekunden kommen konnte“, sagte Schreiber.

Und diese sechs Sekunden reichten Aschersleben, um den Siegtreffer zu erzielen. Als die Schlusssirene ertönte, herrschte bei den Gästen Fassungslosigkeit. „Wir fühlen uns heute betrogen, eindeutig. Ja, das war heute Betrug. So was haben ich noch nie erlebt. Ich habe keine Ahnung, wo plötzlich die sechs Sekunden herkamen. Das geht so nicht. Deshalb haben wir auch Einspruch eingelegt. Wir sind heute um unsere Früchte der Arbeit gebracht worden“, sagte der SVH-Trainer.

Für die Hermsdorfer ist es schon der zweite Einspruch in dieser Spielzeit. Nach der Partie bei der HSG Freiberg legten sie ebenfalls rechtliche Mittel ein, da sie einen Regelverstoß der Schiedsrichter ausgemacht haben wollten. Der Einspruch wurde im Nachgang wieder fallen gelassen.

„Diesmal werde ich meinen Vorstand beauftragen, alles möglich zu machen. Ich weiß, dass es immer schwierig ist, im Nachhinein Recht zu bekommen. Ich hoffe auf das Video vom Spiel. Ich hoffe darauf, dass man darauf irgendwie die Spielzeit erkennt. Dann wird man auch sehen, dass nach der Auszeit durch den Gegner keine sechs Sekunden mehr zu spielen waren“, sagte Schreiber wenige Minuten nach dem Spiel in Aschersleben.

Die sportliche Situation der Hermsdorfer Handballer hat sich mit der neunten Niederlage im zehnten Punktspiel weiter verschlechtert. Der Drittletzte ESV Lok Pirna gewann sein Heimspiel gegen den SV Plauen-Oberlosa und vergrößerte seinen Vorsprung auf das Schlusslicht aus Hermsdorf. Die Bilanz des weiter sieglosen Tabellenletzten ist erdrückend mit einem Punkt. Bis zum Saisonende verbleiben der Schreiber-Truppe noch 18 Spiele. Noch 36 Punkte werden vergeben.

Otz/21.11.2016/Jens Henning

Pressebericht mz-Salzkreis

Verschmi(d)tzt ausgespielt

Aschersleben -Ein richtiges Patentrezept dafür, wie man eine Überzahl im Handball am besten ausspielt, gibt es nicht. Klar, das Ziel ist es immer, einen freien Wurf zu kreieren. Doch gibt es da ja auch noch eine Abwehr, die ebenfalls einen Plan hat.
In der Ballhaus-Arena wurde die Charakteristik des Überzahlspiels am Samstagabend auf die Spitze getrieben. In der Oberliga-Partie zwischen dem HC Aschersleben und dem SV Hermsdorf waren nur noch sechs Sekunden auf der Uhr, als der HCA Freiwurf vom eigenen Tor und doppelte Überzahl hatte.
Es stand 33:33, was Ascherslebens Torhüter Mantas Gudonis zu verdanken war, der gerade eben einen freien Wurf vom Kreis hielt. Nun blieben also noch sechs Sekunden, in denen beide Mannschaften einen Plan hatten. Da der von Hermsdorf aber – Pardon – ziemlich blöd war, gewann Aschersleben am Ende mit 34:33.
Zwei entscheidende Fehler
Der SV Hermsdorf hat in der Hitze des Gefechts zwei ganz entscheidende Fehler gemacht. Zum einen beharrten einige Spieler so dermaßen darauf, dass sechs Sekunden zu viel restliche Spielzeit sind, dass die Schiedsrichter eine Zwei-Minuten-Strafe verhängten und so aus einer einfachen eine doppelte Überzahl für den HCA wurde. Und zum anderen – und das war das entscheidende – waren die Gäste viel zu forsch.
Statt in den verbleibenden Sekunden mit den verbliebenen fünf Mann am eigenen Kreis zu verteidigen und nur punktuell rauszutreten, nahm der SV Hermsdorf zwar direkt zwei Anspielstationen in Ascherslebens Hälfte aus dem Spiel, gewährte dem HCA dafür aber auch in der eigenen Hälfte eine Überzahl.
Fehler eiskalt ausgenutzt
Und Aschersleben nutzte diesen Fehler der Gäste eiskalt aus. Über Alexander Weber und Carsten Kommoß kam der Ball zum komplett freien Jens Schmidt an den Kreis, der, etwas glücklich zwar, den Siegtreffer erzielte. „Souverän war er nicht, aber da fragt danach keiner mehr“, sagte Schmidt im Anschluss. Und wenn man will, kann man sagen, dass der HCA den letzten Angriff – Achtung, Wortspiel – verschmi(d)tzt ausgespielt hat.
Der gerade erwähnte Satz vom Siegtorschützen passte dabei aber nicht nur zu seinem Treffer, sondern irgendwie auch zum gesamten Spiel. Denn auch Dmitry Filippov musste zugeben: „Wir hatten heute Glück.“ Der Trainer der Krokodile sah zuvor über 60 Minuten keine gute Leistung seiner Mannschaft gegen den Tabellenletzten.
Vom Start weg schwer getan
Aschersleben hat sich vom Start weg schwer getan. Vor allem die Deckung harmonierte nicht wie gewohnt. Und das, obwohl die Mannschaft wieder auf Frank Seifert junior und Eric Straßburger bauen konnte, die nach Sperre und Verletzung zurückkehrten. „Aber uns fehlen noch die Automatismen“, beobachtete Schmidt. Die Abwehr der Gastgeber hatte besonders Probleme, den Rückraum des SVH in den Griff zu bekommen. Zur Pause stand es 16:16.
Im zweiten Abschnitt blieb das Spiel ähnlich, Aschersleben konnte sich zwar immer mal wieder auf zwei Tore absetzen, verpasste es allerdings, für eine Vorentscheidung zu sorgen. Und musste so lange zittern, um nicht wieder, wie in der Vorsaison gegen Calbe, gegen den Tabellenletzten Punkte liegen zu lassen. „Wir wussten, dass wir gewinnen müssen“, sagte Trainer Filippov. Sein Team hielt sich daran.
Neuzugang auf der Bank
Auf der Bank des HC Aschersleben saß mit Tom Kaufmann dabei übrigens auch ein Neuzugang. Der 19-Jährige wurde in der vergangenen Woche verpflichtet. Kaufmann kann im Rückraum und auf Linksaußen spielen und hat zuvor beim MTV Braunschweig (Drittliga-Aufsteiger) gespielt. In der zerfahrenen Partie gegen Hermsdorf kam er jedoch noch nicht zum Einsatz.
Aber mal gesponnen: Wenn er gespielt, am Ende den Ball bekommen und mit seinem ersten Wurf im ersten Spiel zum Sieg getroffen hätte. Das hätte was gehabt. Obwohl: Dann wäre aber auch das schöne Wortspiel zunichte. (mz)

– Quelle: http://www.mz-web.de/25131258 ©2016

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