Die Oberliga-Herren des SV Hermsdorf feierten beim 26:22 gegen Pirna den ersten Saisonsieg
Von Jens Henning
Hermsdorf. Pierre Liebelts Match-Plan ist fast aufgegangen am Sonnabend im Heimspiel gegen den ESV Lok Pirna. Der neue Trainer der zuletzt so arg gebeutelten, weil sieglosen Oberliga-Handballer des SV Hermsdorf hatte für sein erstes Pflichtspiel drei Ziele formuliert. Zwei davon setzte seine Mannschaft in den 60 Minuten um. Ein drittes verfehlte sie knapp. Dennoch reichte es zum 26:22 (14:15).
Liebelts Einstand als Trainer glückte. Vor neun Tagen wurde er der Mannschaft vorgestellt. Das Spiel gegen Pirna war nicht nur das erste Spiel nach der glücklosen Schreiber-Ära als Trainer. Es war auch das erste Spiel ohne den bisher besten Werfer Sebastian Triller. Er hatte sich im Heimspiel gegen TuS 1947 Radis schwer am Knie verletzt. Beide, Schreiber und Triller, saßen im Publikum und dürften sich über den Erfolg genauso gefreut haben. „Ich wollte, dass wir unter 25 Gegentoren bleiben. Dann wollte ich, dass wir so nahe wie möglich an die Marke von 30 geworfenen Toren kommen. Das haben wir leider nicht ganz geschafft. Und dann habe ich verlangt, dass unsere Torhüter mindestens 15 Paraden im Spiel zeigen. Ich habe zwar noch nicht die Auswertung. Mein Gefühl sagt mir aber, dass wir auch hinter diesen Punkt einen Haken setzen können“, sagte Liebelt.
Im Gegensatz zu allen anderen Spielen in dieser Saison gab es weder zu Beginn der zweiten Halbzeit noch ab der ominösen 40. Minute einen kollektiven Einbruch. Die Gäste aus Pirna, die sich mit einer 15:14-Führung in die Pause verabschiedeten, blieben zwölf Minuten ohne eigenen Treffer. Als Rückraumwerfer Torsten Schneider das erste Tor für die Pirnaer in Halbzeit zwei erzielte, stand es schon 18:16 für die Heimmannschaft. Als dann noch Jan Heilwagen und Cedric Schreiber auf 20:16 (44.) erhöhten, hatte Liebelt schon ein gutes Gefühl. „Da war ich mir sicher, dass heute etwas gehen könnte. Pirna hatte zwar individuelle Vorteile. Aber als Mannschaft haben sie mich heute nicht überzeugt. Da hatten wir ein Plus“, sagte der neue Trainer.
Ein Plus gab es auch auf der Torhüter-Position. Petr Nedved wehrte auch Würfe aus kürzester Entfernung ab. Beim Stand von 23:19 fing Nedved sogar einen Ball. In der Hermsdorfer Deckung überzeugte der hoch motivierte Marvin Schreck. Felix Reis erwischte einen starken Einsteig in die zweite Halbzeit: drei Versuche, drei Tore. Martin Ehm bewies Spielmacher-Qualitäten. Cedric Schreiber, Sohn vom Ex-Trainer Steffen Schreiber, spielte wie befreit auf. Er bot seine bisher beste Leistung im Hermsdorfer Trikot.
Den ersten Saisonerfolg wollte Liebelt nicht überbewerten. „wir haben ein Zeichen gesetzt. Jetzt geht es aber darum, diesen Sieg in der nächsten Woche im Spiel in Apolda zu veredeln.“
Die Hermsdorfer verabschiedeten sich aus dem Sportjahr mit einem Sieg von ihrem Heimpublikum. Der Erfolg hat neugierig gemacht auf die nächsten Heimpartien im Januar gegen den SV Plauen-Oberlosa (14. Januar) und den HC Glauchau-Meerane (21. Januar). Nach diesen Spielen dürfte auch Pierre Liebelt wissen, wohin die weitere Reise geht.
SV Hermsdorf: Nedved, Zehmisch – Rudolph (4), Hüttenrauch, Schreck, Reis (3), C. Schreiber (4), Riedel (4), Heilwagen (4), Ehm (4), Stojanov (1), T. Friedrich, Soos, Remde (2).
OTZ/12.12.2016/Jens Henning
Wie ein altes Liebespaar – Mario Kühne freut sich ausgelassen über den Sieg seines SV Hermsdorf
Hermsdorf. Als am Samstag, Punkt 21 Uhr, das Handball-Spiel des SV Hermsdorf abgepfiffen wurde, herrschte auf dem Parkett der Werner-Seelenbinder-Sporthalle eine ausgelassene Atmosphäre wie in besten Oberliga-Zeiten. Die Hermsdorfer hatten endlich ihren ersten Saisonsieg eingefahren. Dass der Jubel diesmal anders war, dafür gab es Ursachen. Nach der langen Durststrecke von zehn Niederlagen und einem Remis spürte man bei allen Spielern, Trainern und Verantwortlichen den übergroßen Stein, der allen vom Herzen fiel. Und mittendrin war ein Sportfreund, der bis April die Mannschaft als Cheftrainer führte und der bei der Suche des neuen Trainers eine gehörige Aktie hatte: Mario Kühne. Er rannte als erstes auf das Parkett und suchte sich den neuen Trainer Pierre Liebelt als „sein Opfer“ für die Freudessprünge aus. Kühne, der einen halben Kopf kleiner ist und auch vom Körpergewicht einiges weniger auf die Waage bringt, sprang in Liebelts Arme. Beide herzten sich. „Ich habe mich einfach für die Mannschaft und auch für Pierre gefreut“, sagte Kühne über seinen Temperamentsausbruch. „Ich habe diese Mannschaft acht, neun Jahre betreut. Da sind viele Freundschaften entstanden. Ich war fast jedes Wochenende mit den Spielern unterwegs. Ich war Teil dieser Truppe. Das kann man nicht so einfach wegwischen, auch wenn man nicht mehr in vorderster Linie steht. Da schlägt das Herz natürlich noch genauso mit. Die Jungs haben heute gezeigt, was möglich ist, wenn man an sich glaubt, wenn man sein Herz in beide Hände nimmt. Sie haben ein sehr gutes Spiel gezeigt“, sagte der Ex-Trainer.
Kühne genoss das Bad in der Menge. SVH-Spieler Marvin Schreck, der am Samstag eines seiner besten Spiele seit langen machte, weil er auch viele Einsatzzeiten erhielt, schnappte sich seinen Ex-Trainer. Beide schrien sich vor Freude an, sie rangelten miteinander und drückten sich, wie ein „altes Liebespaar“. Und auch Hans-Jürgen Vogel, seit einem Jahr Abteilungsleiter bei den Hermsdorfer Handballern, sah man schon lange nicht mehr so aufgelöst, wie nach dem Abpfiff. Seine Stirnfalten waren diesmal Ausdruck der Freude. Auch Minuten nach Abpfiff, die Sporthalle war wie leer gefegt, sangen die Sieger weiter in der Umkleidekabine.
Otz/12.12.2016/Jens Henning