Die Hermsdorfer Handballer mit ihrem neuen Trainer Pierre Liebelt fahren morgen zum Thüringenderby. Der Anwurf ist bereits 16 Uhr.
Von Jens Henning
Hermsdorf. Es gibt im Sport Statistiken, die gefallen keinem Trainer. Es gibt aber auch Statistiken, über die freut sich wohl jeder Trainer. Pierre Liebelt, seit zwei Wochen verantwortlich für die Oberliga-Handballer des SV Hermsdorf, wird gern auf die Statistik „Bringen Trainerwechsel etwas“ angesprochen.
„Man sagt die ersten vier bis sechs Spiele bringen etwas“, sagte Liebelt und beruft sich auf Unterlagen, die er im Rahmen seines Studiums zusammengestellt hat. Ob man diese Ergebnisse aus dem Jahr 2014, die für die erste und zweite Bundesliga im Fußball galten, auf den semi-professionellen Handball, und in diesem Bereich bewegen sich die Mannschaften in der vierthöchsten Spielklasse Deutschlands, herunter brechen kann, wagte Liebelt zu bezweifeln.
Der Auftaktsieg vor sechs Tagen der Hermsdorfer gegen den ESV Lok Pirna tat ganz Handball-Hermsdorf gut. Die Wochen der Erfolglosigkeit gehörten mit dem Abpfiff der Vergangenheit an. Der Erfolg über Pirna war der erste Sieg in einem Pflichtspiel in der Saison 2016/17. „Diese Erleichterung habe ich überall gespürt. Das ist auch gut so. Aber, und das möchte ich immer betonen, es war erst das erste von vier, fünf Spielen, die vor uns liegen, wo wir punkten wollen. Deshalb liegt unser Fokus ab sofort nur noch auf den Sonnabend, auf dem Spiel in Apolda“, sagte der neue Steuermann. Die Rolle des Favoriten für das Thüringen-Derby am Sonnabend (Anwurf schon 16 Uhr) schiebt Liebelt klar den Apoldaern zu.
„Die Apoldaer haben ganz andere Ambitionen. Die wollten ins gesicherte Mittelfeld kommen. Ich kann mich sogar noch an Aussagen des Präsidenten Mike Mohring erinnern, der vor einiger Zeit von dritter Liga in Apolda gesprochen hat“, sagte der SVH-Trainer.
Dass die Hermsdorfer Anfang des Jahres in Apoldaer eines ihrer besten Auswärtsspiele in der Oberliga ablieferten, das weiß auch Liebelt.
Ob man die Erfolgstaktik von damals „eins-zu-eins“ übernehmen könnte, bezweifelte er. „Wenn das so einfach wäre, würde das jeder Trainer machen. Die Mannschaften haben sich vom Kader und von der Spielauffassung verändert. Von da her muss man sich einen anderen Plan zurechtlegen, um wieder erfolgreich zu sein.“ Damals im Januar wurden die Hermsdorfer noch von Mario Kühne trainiert. Vielleicht holt sich der neue Trainer vom alten Trainer die Tipps ab, um den zweiten Sieg innerhalb von sieben Tagen zu landen? Liebelt und Kühne sagt man ein gutes Verhältnis nach. Deshalb überraschte es auch nicht, dass Kühne vorigen Sonnabend einer der ersten war, der Liebelt zum Sieg beglückwünschte.
Wie gegen Pirna wird Liebelt auch am Sonnabend in Apolda seiner Mannschaft wieder Aufgaben in die 60 Minuten mitgeben. Eine Aufgabe betrifft vor allem die Spieler, die im Angriff spielen und für das Torwerfen zuständig sind.
„Die Apoldaer haben mit dem Mazedonier einen überdurchschnittlich guten Torhüter. Wenn man den erst einmal warm wirft, ist er sehr schwer zu überwinden.“
Was ein starker Torwart ausmacht, demonstrierte vor sechs Tagen der Tscheche Petr Nedved. Dass sich Liebelt für Nedved entschied, lag an mehreren Komponenten. „Zuerst mache ich es von den Trainingsleistungen abhängig. Dann rede ich mit beiden Torhütern, wie sie sich fühlen. Bei Petr hatte ich am Spieltag eine unheimliche Fokussierung gespürt. Er holte seine Zettel heraus, wo die Trefferbilder der Pirnaer drauf standen. Was er in den zweiten 30 Minuten zusammen mit der Hintermannschaft abgeliefert hatte, war die Basis für den Sieg.“
OTZ/16.12.2016/Jens Henning