Hermsdorfs Männer verlieren das Thüringen-Derby und verabschieden sich mit drei Punkten aus dem Sportjahr 2016
Von Jens Henning
Apolda. Das Hermsdorfer Handball-Wunder ist ausgeblieben. Nach dem Sieg vor zehn Tagen gegen den ESV Lok Pirna war die Hoffnung groß, dass es auch im Thüringenderby beim HSV Apolda mit einem Erfolg klappen könnte und damit die Aufholjagd im Kampf um den Verbleib in der Mitteldeutschen Oberliga fortgesetzt werden könnte. Dazu kam es nicht.
Der Gastgeber HSV Apolda siegte 27:20 (14:9) – und das völlig verdient. Damit dürfte der kurze Höhenflug in und um Handball-Hermsdorf schon wieder gestoppt sein.
Schon zehn Minuten nach dem Seitenwechsel war klar, dass es nichts wird mit dem zweiten Sieg binnen sieben Tage für den SV Hermsdorf. Die Apoldaer hatten mit dem Tor zum 21:11 zum ersten Mal einen Zehn-Tore-Vorsprung heraus geworfen. Dann passierte fünf Minuten lang auf beiden Seiten wenig. HSV-Trainer Frank Ihl nahm eine Auszeit, wechselte munter durch, weil er wusste, „heute passiert nichts mehr“, nahm auch seinen besten Mann aus dem Spiel: der mazedonische Torwart Igor Toskoski, der seit 2013 bei Apolda ist.
Die Hermsdorfer Bank mit Neu-Trainer Pierre Liebelt reagierte noch einmal: ließ offensiv decken. Für eine Wende im Spiel reichte diese taktische Maßnahme nicht, der Torabstand konnte etwas freundlicher gestaltet werden. Fast hätte Nachwuchsmann Tom Friedrich, eigentlich Stammspieler in der zweiten Mannschaft in der Landesliga, sein erstes Tor in der Männer-Oberliga erzielt. Sein Siebenmeter klatscht aber an die Latte. Auch der ungarische Zugang, der junge Gabor Csikos, stand vor einem Treffer. Er scheiterte aus Nahdistanz an Apoldas Torwart Nummer zwei, an Daniel Kocsis.
„Wir haben uns zum Schluss zu viele Fehler erlaubt, deshalb sah es nicht mehr so souverän aus. In Gefahr ist der Sieg aber nie geraten. Die richtige Derby-Stimmung, die es bei vielen anderen Spielen in der jüngeren Vergangenheit gab, wollte nicht aufkommen. Es war irgendwie so ein La-la-Spiel“, sagte Ihl über die 60 Minuten in der gut besuchten Sporthalle in Apolda.
Sein Gegenüber, Pierre Liebelt, machte seinen Jungs keinen Vorwurf. „Mit 28 Gegentore in einem Auswärtsspiel kann man leben. Was mir nicht so gefallen hat, war die Zahl der geworfenen Tore. 20 Tore reichen halt nicht aus. 25 Fehlwürfe sind einfach zu viel gewesen.“
Er erinnerte aber auch an die Serie der Apoldaer, „sie sind jetzt seit vier Spielen ungeschlagen. Vorher besiegten sie Pirna und Radis und holten einen Punkt in Aschersleben. Und sie hatten auch den HSV Bad Blankenburg am Rande einer Niederlage. Das ist alles andere als eine schlechte Truppe“, sagte Liebelt.
Die Baustellen beim Tabellenschlusslicht sind nicht kleiner geworden mit dem Apolda-Spiel. Auffällig waren die drei verworfenen Siebenmeter. In Abwesenheit der bisherigen Siebenmeter-Schützen Sebastian Triller (war in der Halle, bewegte sich aber noch an Gehhilfen und Hannes Rudolph (hatte sich am Donnerstag eine Gesichtsverletzung zugezogen) sind die Hermsdorfer auch der Suche nach einem neuen Werfer, der die Bälle sicher von der Siebenmeter-Markierung verwandelt.
Die Hermsdorfer Mannschaft verabschiedet sich mit drei Pünktchen ins neue Spieljahr. Laut Tabelle zeichnet sich ein Dreikampf im Tabellenkeller ab. Fünf Punkte hat der SVH Rückstand auf den Vorletzten, HSG Freiberg. Sechs sind es zum Drittletzten, zu Concordia Delitzsch.
Mit dem Sieg erhöhten die Apoldaer vor dem letzten Spiel der Rückrunde im neuen Jahr ihr Punktekonto auf elf. Sie sind jetzt Viertletzter. Davor geht es sehr eng zu. Der Fünftplatzierte, HC Aschersleben, hat 13 Zähler. „Wir sind jetzt wieder auf dem Weg, eine einigermaßen vernünftige Hinrunde zu spielen. Durch das Tohuwabohu bei uns zu Beginn der Saison haben wir bestimmt leichtfertig vier Punkte verspielt. Wenn wir die auch noch hätten, ständen wir ganz anders in der Tabelle“, sagte Ihl. Im Monat Januar folgen für die Liebelt-Truppe gleich zwei Heimspiele gegen den SV Plauen 04 Oberlosa und zum Rückrundenstart gegen den HC Glauchau-Meerane. Mit der optimalen Ausbeute von vier Punkten könnte das Team den Rückstand auf Freiberg und Delitzsch verkürzen, vorausgesetzt Aufsteiger Delitzsch punktet nicht in seinen zwei Heimspielen gegen Apolda und Staßfurt. Und auch Freiberg bringt keine Punkte mit aus seinen beiden Auftaktspielen 2017 in Glauchau und Apolda.
Apoldas Trainer Ihl geht davon aus, dass wohl 24 oder sogar 26 Punkte nötig sind, um ganz sicher die Klasse in diesem Jahr zu halten. Behält der gebürtige Hermsdorfer mit seiner Prognose Recht, müsste das Liga-Schlusslicht Hermsdorf von den restlichen 15 Punktspielen mindestens zehn, besser sogar noch elf gewinnen. Das dürfte nach den bisherigen Resultaten und bei den schier nicht enden wollenden personellen Sorgen, auch Rückraumspieler Maximilian Remde musste noch auf der Auswechselbank von Masseur Holger Posse an seiner verletzten linken Schulter behandelt werden, nicht möglich sein.
Die sportlichen Zeichen stehen seit Sonnabend, 17.30 Uhr, klar auf Rückkehr in die Thüringenliga.
Hermsdorf: Nedved, Zehmisch – Schreck (1), Hüttenrauch, Reis (2), Schreiber (3), Riedel (2), T. Friedrich, Heilwagen (5), Ehm (1), Stojanov (5), Csikos, Remde (1).
OTZ/19.12.2016/Jens Henning