Handball, Thüringenliga: Der SV Hermsdorf siegt mit 31:18 über Goldbach/Hochheim
Marcus Schulze
Hermsdorf Nach dem Abpfiff der Begegnung erhob sich Robert Zehmisch umgehend von der Bank. Der Torhüter, der an diesem Spieltag nicht in das Geschehen eingreifen musste, peilte gar zackig Tobias Högl an, um ihn dann ausgiebig zu herzen. Männerfreundschaften eben, die im Moment des Triumphes noch viel intensiver daherkommen. 31:18 hatte der SV Hermsdorf am Sonnabend in den heimischen Gefilden über Goldbach gesiegt – souverän.
Tobias Högl wiederum steuerte zum vierten Sieg der Hermsdorfer in Folge einen Treffer bei. Das mag im ersten Moment nicht sonderlich kolossal klingen, doch für den Heimkehrer in Sachen Handball war es ein Treffer mit einem ganz besonderen Geschmäckle – es war das erste Tor seit gut vier Jahren an seiner alten Wirkungsstätte. Dergleichen wusste wohl auch ein Großteil der 90 Zuschauer, die der Partie beiwohnen durften. Als nun Högl, der sich mit seinen 40 Jahren im Spätherbst seiner Karriere befindet und aller Voraussicht nach seine letzte Saison spielen wird, kurz nach seiner Einwechslung in der 50. Minute zum temporären 28:16 traf, schnellte der Geräuschpegel auf der Tribüne ad hoc in die Höhe.
Die Partie war zu jenem Zeitpunkt schon längst entschieden. Das spielte keine Rolle. Bei dem Tor von eben Högl ging es um etwas anderes: eine Melange aus Rückkehr, absehbarem Abschied, Verbundenheit und auch Heimat. Kurzum: es war der emotionalste Moment an diesem Abend. „Das war ein schönes Gefühl. Dass sich die Fans so freuen, hat mich sehr berührt“, sagte Tobias Högl nach der Partie.
Die ersten drei Treffer für die Hausherren erzielte indes Sebastian „Ich-renne-beim-Konter-mal-eben-den-Schiedsrichter-um“ Hammer. „Ich habe beim Laufen nach hinten geschaut, habe auf den Ball gewartet und ihn einfach nicht gesehen“, verteidigte sich Hammer. Insgesamt erzielte er sieben Tore und war damit der erfolgreichste Protagonist in den Reihen des SV Hermsdorf. Es sei schön, dass es gerade so gut laufen würde, sagte der Außen-Akteur. Die Probleme mit seinem linken Fuß, die ihn noch vor gut eineinhalb Wochen plagten, seien indes Geschichte.
Die ersten 20 Minuten der Begegnung gestalteten sich ausgeglichen. Zwar hatte das Team von Mario Kühne permanent die Führung inne, doch Goldbach/Hochheim konnte den Abstand in Grenzen halten. Oftmals betrug der Vorsprung der Kreuzritter nur ein bis zwei Tore. Nach zehn absolvierten Minuten lautete der Spielstand 5:4. Die Verhältnisse änderten sich jedoch grundlegend in den noch ausstehenden zehn Minuten des ersten Aktes. Hermsdorf setzte sich ab. Sebastian Hammer, Jan Heilwagen, Hannes Rudolph und Kristijan Smiljcic bauten die Führung auf sieben Tore (17:10) bis zur Halbzeit aus. In den ersten zehn Minuten des zweiten Aktes konnte der SV Hermsdorf besagten Vorsprung auf neun Tore (22:13) ausbauen, dazu gesellte sich noch die souveräne Leistung von Damian Kowalczyk zwischen den Pfosten – alle Zeichen standen auf Heimsieg.
„Wir können zufrieden sein, doch es gibt noch einige Baustellen. Wir haben in den ersten 15 Minuten zu viele Bälle weggeworfen, hatten Abstimmungsprobleme und haben mitunter auch zu hektisch agiert“, resümierte Mario Kühne. Die eigentliche Leistung des Spieltags bestehe für ihn in erster Linie darin, dass es seinem Team gelungen sei, die Last auf viele Schultern verteilt zu haben. In den meisten Fällen handelt es sich bei einer solchen Formulierung um eine eher uninspirierte Aussage eines Trainers. Geschlossene Mannschaftsleistung und so. Doch im Falle von Kühne, der an diesem Spieltag auf Felix Reis verzichten musste, war es eine durch und durch fundierte Formulierung. Denn bis auf den spät eingewechselten Marvin Schreck konnten sich alle elf Feldspieler in die Liste der Torschützen eintragen.
Apropos Heimspiel. „Drhoim isch am schenschda“, sagte Tobias Högl in seinem wunderbaren schwäbischen Akzent, als er mit ein paar Freunden nach dem Spiel noch vor der Halle verweilte.
Otz/Marcus Schulze/20.10.2020