Christopher Stölzner nicht mehr Co-Trainer beim SV Hermsdorf. Mario Kühne/Tobias Högl lenken nun Geschicke
Marcus Schulze
Hermsdorf Christopher Stölzner hat eine Entscheidung getroffen. Eine Entscheidung für seine Familie in Ronneburg und gegen den Handball in Hermsdorf.
Stölzner, der perspektivisch SVH-Coach Mario Kühne an der Außenlinie beerben sollte, hat das Amt des Co-Trainers niedergelegt. „Ich habe mich aus familiären Gründen dafür entschieden. Ich habe es ein Jahr probiert und gemerkt, dass da etwas auf der Strecke bleibt – und so habe ich mich für meine Familie entschieden, denn am Ende ist es ja nur ein Hobby“, sagt Christopher Stölzner, der im Frühjahr des vergangenen Jahres zu den Kreuzrittern stieß. Auf die Frage, ob er bei seinem Heimatverein, dem HSV Ronneburg, ein Amt übernehmen wird, konnte Stölzner am Dienstag indes keine Antwort geben. Das könne er jetzt noch nicht sagen. Der Abgang Stölzners ruft indes noch einmal Mario Kühne auf den Plan. Der Trainer des SV Hermsdorf wird nun für eine weitere Spielzeit die Geschicke der Handballer aus dem Saale-Holzland-Kreis lenken. „Ich hätte jetzt einen neuen Trainer suchen können, aber ich habe mir gesagt, dass ich jetzt einfach für ein weiteres Jahr noch einmal ranmuss“, sagt Kühne. Seit dem November 2020 habe er von Stölzners Plänen gewusst, so der Trainer, der auch das Amt Abteilungsleiters in Sachen Handball beim SV Hermsdorf innehat. Er habe nach dem Saisonabbruch im Februar sowieso damit geliebäugelt, noch für eine weitere Spielzeit als Trainer der 1. Mannschaft zu fungieren. Nach der Saison 2021/22 hätte Stölzner dann endgültig das Kommando übernehmen sollen. „Ich habe da schon noch Bock drauf. Ich betrachte es auch nicht als Verpflichtung“, sagt Kühne. 2019/20 habe man den Aufstieg knapp verpasst, 20/21 habe es sehr vielversprechend ausgesehen, führt Kühne weiter aus, der damit auf das eigentliche Ziel seines Teams zu sprechen kommt: der Aufstieg in die Mitteldeutsche Oberliga. „Ich hätte so auch nicht aufhören wollen. Das Feuer brennt immer noch in mir, und außerdem habe ich mit den Kerlen tierisch viel Spaß.“
Darüber hinaus habe er gute Mitstreiter, sagt Kühne. Mit seinen Worten verweist er zum einen auf Haudegen Lutz Klecha, der künftig das Torwarttraining übernehmen wird, zum anderen auf Tobias Högl, der nun den zweiten Mann an der Außenlinie geben soll. „Es war schon etwas Überredungskunst vonnöten, bis Tobias eingewilligt hat, denn es gab nun einmal die Geschehnisse in der Vergangenheit, die ihn damals auch nicht kaltgelassen haben. Da hatte er schon dran zu knabbern“, berichtet Kühne.
Nach der Saison 2015/16 gab man Tobias Högl zu verstehen, dass man in Hermsdorf nicht mehr mit ihm plane. Der Rückraumakteur wechselte zum HC Burgenland. Vor der Saison 2020/21 kehrte der Handballer mit den schwäbischen Wurzeln im „zarten Alter“ von 40 Jahren zurück – sehr zur Freude der SVH-Schlachtenbummler. Als er am 4. Spieltag der Thüringenliga im Oktober 2020 gegen Goldbach/Hochheim kurz nach seiner Einwechslung ein Tor erzielte, wurde er von den Fans und auch seinen Mitspielern frenetisch gefeiert. „Dass er jetzt sein Okay gegeben hat, ist ein sehr gutes Zeichen dafür, dass wir jetzt wieder komplett auf dem richtigen Weg sind und vertrauensvoll zusammenarbeiten können“, sagt Kühne. Und was machen eigentlich seine Spieler dieser Tage? „Die machen ihr Zeug und halten sich alle fleißig fit“, sagt Kühne. Außerdem sei man immer noch auf der Suche nach einem geeigneten Linkshänder für die kommende Spielzeit. Dergleichen genieße Priorität in der Kaderplanung, betont Kühne.
Der Trainer hofft nun, dass er nach Ostern mit seinen Spielern nun so langsam wieder das gemeinschaftliche Training aufnehmen kann – zumindest im Freien. Doch der Zeitpunkt des Trainingsauftaktes spiele mittlerweile eine eher untergeordnete Rolle. „Egal wann wir wieder anfangen – wir fangen bei null an. Ich habe das schon während der vergangenen Vorbereitung gesehen, das war alles sehr, sehr durchwachsen“, sagt Kühne.
Doch wenn Mario Kühne über die mögliche Wiederaufnahme des Trainingsbetriebes sinniert, sinniert er in erster Linie als Abteilungsleiter und schaut über den Herren-Tellerrand: „Sollten wir irgendwann wieder trainieren dürfen, wird die große Herausforderung für uns darin bestehen, alle bei der Stange zu halten – alle Frauen, alle Männer und vor allem die Kinder!“
Ach ja, Hannes Rudolph, seines Zeichens spektakulärer Luftakrobat auf der linken Außenbahn, stemmt laut Mario Kühne dieser Tage fleißig Gewichte. Das sehnige Federgewicht in den Reihen des SV Hermsdorf verfolge ein ehrgeiziges Ziel: Rudolph will acht Kilogramm zunehmen. „Zumindest gefühlt. Er macht jetzt Masse statt Klasse“, sagt Kühne und lacht herzhaft. Atzen-Hannes und so.
Otz/Marcus Schulze/03.03.2021