Der Thüringer Handballverband strebt Staffelteilung für die neue Thüringenliga-Saison an
Mike El Antaki, Jens Lohse und Marcus Schulze
Saalfeld Die Saison ist abgebrochen, nichts geht. Das schon zum zweiten Mal. Keine Auf- und Absteiger. Doch das soll sich nun ändern, wenn man es mit der Sportart Handball hat. Aus den beiden abgebrochenen „Null-Saisons“ hat der Thüringer Handballverband (THV) Lehren gezogen und wird in allen Ligen grundsätzlich mit sechs, in Ausnahmen maximal mit acht Mannschaften planen.
Dies hat der THV in der kürzlich an die Vereine versendeten Ausschreibung festgelegt. „Wir sind gerade dabei Durchführungsbestimmungen für den Spielbetrieb zu entwerfen. Deshalb wollen wir auch die Thüringenliga in zwei Sechser-Staffeln teilen, um auf eventuell weitere Lockdown-Pausen besser vorbereitet zu sein. Das Ganze hat aber noch den Entwurfsstatus. Einen Aufsteiger in die Mitteldeutsche Oberliga wird es definitiv nicht geben“, sagte der der frischgewählte THV-Präsident Stefan Scholz aus Gera und ergänzt: „Zweimal konnten wir eine 22 Spiele-Saison nicht abschließen. Jetzt brauchen wir für ein wertbares Spieljahr mehr Sicherheit. Dafür versuchen wir einen Rahmen zu schaffen.“
Vereine dürfen zudem für eine höhere Liga melden. Obwohl die Saison im Februar offiziell ohne Wertung annulliert wurde. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Martin Tews, THV-Vizepräsident Spielbetrieb/Recht, erklärt dies so: „In meinem Grundverständnis gehört ein Aufstieg zum Sport dazu. Es gab sicher Mannschaften, die gingen in die Serie, um Erster zu werden. Denen möchte ich den Aufstieg nicht verwehren, damit wird ja niemand benachteiligt. Dass keiner absteigt, finde ich übrigens richtig.“ Der Schluss daraus: Nie war es so einfach aufzusteigen.
Für die Thüringenliga der Männer, zuletzt die einzige Staffel mit einer zweistelligen Mannschaftszahl (12) heißt dies: Die Liga wird für die Vorrunde geteilt. Gesetzt werden die Teams nach ihren erreichten Ergebnissen der letzten Jahre. Dann wird die Nummer eins in Gruppe A, die Nummer zwei in Gruppe B, die Nummer drei wieder in Gruppe A und die Nummer vier wieder in Gruppe B eingeordnet. Am Ende sollen zwei gleichstarke Staffeln bereitstehen. Wie viele Spiele dann ausgetragen werden, das entscheidet die Politik mit ihren Pandemie-Verordnungen. Vorstellbar sind eine Hinrunde genauso wie ein komplette Saison. Anschließend könnten die drei besten Teams aus Gruppe A und B den Meister, die anderen sechs Mannschaften den oder die Absteiger ermitteln.
„Lässt uns das Corona-Virus weniger Zeit, dann gibt es eben nur eine Endrunde mit Halb- und Finale oder gar nur ein Endspiel. Damit sind wir jedenfalls flexibel aufgestellt“, weiß Stefan Scholz.
Bei der Einteilung der Gruppen werden auch regionale Gegebenheiten eine Rolle spielen. Manche Derbys wurden in den letzten zwei Spielzeiten nicht ausgetragen. Einen Saisonstart kann sich der THV-Präsident kaum vor Oktober vorstellen. Für die Thüringenliga melden können die Vereine noch bis zum 15. Mai.
„Generell begrüße ich die Idee von zwei Staffeln mit jeweils sechs Teams. Man sollte jedoch dabei berücksichtigen, dass sie in puncto Stärke gleichmäßig geartet daherkommen. In Zeiten von Corona, in denen stets eine Unterbrechung oder gar ein Saisonabbruch droht, können zwei Staffeln eine mögliche Lösung sein, um eine Saison dann doch noch zu Ende spielen zu können. Aber meines Erachtens ist das Staffel-Vorhaben noch längst nicht in dem Topf, in dem es einmal gekocht werden soll“, sagt Mario Kühne, Trainer des SV Hermsdorf und auch Abteilungsleiter Handball beim SV Hermsdorf.
Auch beim HSV Ronneburg begrüßt man grundsätzlich die neuen Regelungen. „Man merkt, dass sich der Verband Gedanken macht und weitere Möglichkeiten ins Auge fasst. Wir haben die Idee mit der Zweigleisigkeit für gut befunden. Jedoch wäre die territoriale Variante für uns die bessere. Gerade wegen der aktuellen Lage. Wenn es wieder kommen sollte, dass man nicht weit reisen darf, dann würde nur diese Variante Sinn machen“, sagt Präsident Leif Pöhnitzsch.
Beim SV Aufbau Altenburg gibt sich Trainer Oliver Schörnig abwartend. „So lange wir nicht einmal trainieren können, brauchen wir nicht über irgendwelche Liga-Modi zu verhandeln. Wir müssen erst einmal schauen, welche Spieler nach der Pandemie noch zur Stange halten. Manche könnten ihr Karriereende vorziehen. Je größer die Pause ist, umso schwieriger wird es, an das Vorher anzuknüpfen.“
Beim LSV Ziegelheim ist man von den Startlöchern ebenfalls noch einiges entfernt. „Ich hoffe, dass es ab Juni wieder bergauf geht. Im Moment sortieren wir unseren Kader vor, sprechen mit eventuellen Wackelkandidaten, denen die Wochenenden in Familie ans Herz gewachsen sind“, so Steffen Moritz, der eine Oststaffel mit Hermsdorf, Ronneburg, Altenburg, Gera und Arnstadt bevorzugen würde. „Allerdings müssten dann auch Zuschauer dabei sein dürfen. Ansonsten ist es egal, gegen wen wir spielen.“
Das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen. Bis Mitte Mai haben die Vereine Zeit, ihre Mannschaften für die jeweiligen Ligen zu melden. Sollte es dann zu vermehrten Anträgen für Aufstiege kommen, muss sich der Verband dies im Einzelfall anschauen. Auch ist ein Zurückziehen noch möglich, was die Sache für die Vereine nochmals erleichtert.
Otz/Mike El Antaki, Jens Lohse und Marcus Schulze/04.05.2021