Handball: Hermsdorf siegt über Mühlhausen, doch Coach Kühne spart nicht an Kritik
Mühlhausen Stefan Riedel war bedient. Aber mal so richtig…
Ja, der 40-jährige Haudegen in den Diensten des SV Hermsdorf haderte in der Halbzeitpause gar ungemein mit den Verhältnissen da am Samstagabend in der Sporthalle Berufliche Schulen, wo die Kreuzritter auf die Handballer des VfB TM Mühlhausen 09 trafen – Hauptkonkurrent in Sachen Meisterschaft und Aufstieg.
Zu jenem Zeitpunkt nun lagen die Gastgeber mit 13:11 in Führung, doch es war nicht allein das vermaledeite Zahlenwerk, das Riedel erzürnte; vielmehr war es der uninspirierte und schwache Auftritt des gesamten Teams, der ihm überhaupt nicht behagte. Also ergriff der Routinier die Initiative und nahm seine Mitstreiter in die Pflicht. Kurzum. Riedel redete Tacheles.
„An einer der beiden Kabinentüren hatten wir ein Poster angebracht, auf dem so ein paar grundlegende Dinge standen, an denen wir uns vor einem Spiel orientieren und die uns auch als Motivation dienen; Dinge wie etwa „100 Prozent Wille“ oder „100 Prozent Leistung“ und dergleichen. Stefan hat in der Pause das Poster abgerissen, hat die Kabinentür hinter sich zugeschmissen und mit der Mannschaft Klartext geredet. Wir Trainer blieben derweil draußen“, berichtete Mario Kühne…
Nun, Stefan Riedel scheint nicht nur die richtigen Worte gefunden zu haben, sondern konnte sie wohl auch den Umständen gebührend präsentieren, denn letztendlich siegte der SV Hermsdorf in Mühlhausen mit 25:23 und ist damit weiterhin das Maß aller Dinge in der Meisterschaftsrunde der Thüringenliga.
Mario Kühne indes wollte nach dem Sieg in der Fremde keine Lobudeleinen anstimmen. Im Gegenteil: „Außer, dass wir gewonnen haben, kann ich dem Spiel nichts Positives abgewinnen. Ja, letztendlich muss man leider knallhart sagen, dass es ein unverdienter Sieg für uns war, denn es war eine unserer schlechtesten Saisonleistungen“, resümierte der SVH-Coach, der mit seinem nächsten Atemzug auf die Gastgeber zu sprechen kam: „Respekt vor Mühlhausen; sie haben das richtig gutgemacht: Sie hatten weitaus mehr Ballbesitz als wir – und das hat uns mit der Zeit mürbe gemacht. Wir hingegen haben uns einfach nur selten dämlich angestellt und haben schlichtweg nicht das umgesetzt, was wir uns im Vorfeld vorgenommen haben“, führte Mario Kühne weiter aus.
Er wisse darum, dass er auf hohem Niveau jammere, „doch vor dem Hintergrund, dass wir in der kommenden Saison in der Oberliga spielen wollen, müssen wir uns eingestehen, dass unsere Leistung vom Samstag dafür nicht ausreicht.“
Der SVH-Trainer verwies aus das eine oder andere Szenario in der Defensive während des zweiten Aktes der Begegnung: Da hätten sich seine Spieler zwar in schöner Regelmäßigkeit den Ball erkämpft, „doch nur drei Sekunden später werfen wie den Ball Mühlhausen wieder in die Hände.“
Einzig und allein mit dem Dargebotenen von Rechtsaußen John Le zeigte sich Mario Kühne zufrieden. Er habe gegen die Handballer aus der Müntzerstadt sein bestes Spiel im Trikot der Hermsdorfer absolviert. Der Neo-Kreuzritter erzielte in der 56. Minute den Ausgleich zum 23:23; nur gut eine Minute später bescherte er den Gästen dann auch noch die Führung (24:23), bevor Oleksandr Petrov zum 25:23-Endstand traf…
Ach ja, vom entschlossenen Auftritt seines Haudegens während der Halbzeitpause zeigte sich der SVH-Trainer ungemein angetan. „Wir sind so eine erfahrene Mannschaft, da hätte ich mir gewünscht, dass der eine oder andere Spieler auf dem Feld mal die Initiative ergreift und mal sagt, wir müssen jetzt anders agieren, doch dann ist Stefan ja steil gegangen – das war einfach nur grandios von ihm und hat uns ungemein geholfen. Nichtsdestotrotz: Wir waren einfach schlecht.“