Feb 9, 7 Jahren ago

Der große Flattermann in der 2. Hälfte

Nach der Niederlage gegen den HSV Weimar finden sich die Damen des SV Hermsdorf auf Platz 9 in der Thüringenliga wieder

Von Marcus Schulze

Hermsdorf. Der Blick von Andreas Schöppe war leer. Ein – gewaltiger – Hauch von Desillusionierung spiegelte sich in diesem wider, als er am Ende der Partie gegen den HSV Weimar an der Seitenlinie auf der Bank saß, wohlwissend, dass der SV Hermsdorf dieses Spiel nicht mehr gewinnen wird. Neben Schöppe, an der Wand lehnend und nicht minder enttäuscht dreinblickend, kauerte Spielführerin Jessica Winkler. Auch ihr Gesichtsausdruck sprach wahre Bände, auch in diesem war die Melange aus Frust und aufrichtiger Enttäuschung über das Spiel samt Verlauf in der Thüringenliga zu erkennen, das die Gastgeber letztlich 21:26 verloren.

Dabei hatte alles so wunder bar für die Damen des SV Hermsdorf begonnen. Ausgestattet mit einem ansehnlichen Tore-Polster von fünf Toren beim Stand von 11:6 lagen sie nach 23 Minuten zeitweilig geradezu souverän in Führung. Sie hatten das Team von Michael Hoffmann im Griff, konnten das Spiel nach ihrem Willen gestalten. Unermüdlich peitschte indes Andreas Schöppe seine Handballerinnen mit verbalen Salven nach vorn, verharrte keinen Augenblick auf seinen vier Buchstaben, sondern agierte da am Seitenrand wie ein Handball-Dirigent, ruhelos und angespannt. Mit Erfolg – es hatte zumindest den Einruck. Doch die Gäste aus der Klassiker-Stadt fanden ab besagter 23. Minute besser ins Spiel und verkürzten nun nach und nach den Hermsdorfer Vorsprung. Dreimal kamen sie auf zwei Treffer an die Gastgeberinnen heran: 11:9, 12:10, und 13:11.

HSV nach Kabinengang wie ausgewechselt

„Wir haben bis zur 23 Minute sehr gut gespielt. Ich glaube, dass meine Spielerinnen selbst ein wenig darüber überrascht waren“, so Andreas Schöppe über die Partie, der jedoch auch betont, dass sein Team danach etwas die Ordnung im Spielaufbau, bedingt durch Wechsel, verloren habe. Für besagte Wechsel müsse er natürlich die Verantwortung übernehmen, räumt der Coach ein, schließlich sei er es gewesen, der Renáta Kertész auf die Mitte beorderte und die auf dieser Position oftmals nicht sonderlich glücklich agiert hätte. „Sie wollte die Verantwortung haben, doch es ging einfach nicht an diesem Tag.“

Nach dem Kabinengang wirkte der HSV Weimar wie ausgewechselt. Zwar konnte Jessica Winkler mit einem beherzten Rückraumwurf die SV-Führung noch einmal um einen Treffer ausbauen, doch danach war nur noch Weimar am Drücker. In der 37. Minute zogen die Gäste – beim Stand von 14:15 – vorbei. Erneut war es Jessica Winkler, die einen Treffer für ihr Team beisteuerte und somit für die temporäre Egalisierung sorgte, aber dank eines verwandelten Sieben-Meters von Weimars Ulrike Scheller war dies alles hinfällig. Gut zehn Minuten vor Abpfiff hatte sich das Handball-Blatt gewandelt, Weimar lag fünf Treffer (21:16) in Führung.

Das Team von Michael Hoffmann ließ dann auch nicht mehr sonderlich viel anbrennen, der SV Hermsdorf wiederum konnte auf höchstens vier Treffer verkürzen, hatte jedoch in dieser Phase den äußerst entschlossen agierenden Gästen – allen voran Saskia Zieger, Ulrike Scheller und Katharina-Elisabeth Fuchs – kaum noch etwas entgegenzusetzen.

„Wir haben in der 2. Hälfte den großen Flattermann bekommen. Wir können nicht mit der Hälfte der Mannschaft gewinnen. Wir hätten alle am selben Strang ziehen müssen“, resümierte Schöppe und kramt in der Statistik, welche besagt, dass es in seinem Team beim Stand von 14:14 zehn Fehlwürfe – darunter zwei Sieben-Meter – gab. Kurzum: die Chancenverwertung sei alles andere als gut gewesen. „Egal gegen welche Mannschaft, so kannst du nur verlieren.“ Auch die Abwehrleistung habe nicht gestimmt, sei Lichtjahre von jener starken Leistung entfernt gewesen, die seine Spielerinnen da einst in Jena präsentierten.

Das Jahr hatte für die Damen des SV Hermsdorf mit einem Paukenschlag im Pokal begonnen, konnte sie doch den favorisierten VfB Mühlhausen – zumal in dessen Gefilden – schlagen. Der nächste Streich war der Rückrundenauftakt gegen den HBV Jena. Ebenfalls auswärts. Jessica Winkler, Vanessa Panck oder Laura Schulz verkauften sich, auch wenn sie letztlich in der Universitätsstadt nicht siegen konnten, doch sehr teuer. Dergleichen ließ hoffen – zumindest für die bevorstehenden Aufgaben in der Liga, in der man laut Schöppe „nichts geschenkt bekommt“.

Präsente gab es dann auch nicht für seine Mannschaft gegen den TSV Motor Gispersleben, doch dass das Team von Andreas Schöppe gegen Weimar verlor, schmerzte doch alle Beteiligten auf der Hermsdorfer Seite sehr, zumal die Gäste bis dato einen Platz hinter ihnen in der Tabelle auf Platz 9 verweilten. Den haben jetzt die Hermsdorferinnen inne. „Es war eine vermeidbare Niederlage. Und wenn ich ganz ehrlich bin, hatten wir die auch nicht eingeplant.“

Niederlage sei vermeidbar gewesen

Das Kapitel „Klassiker-Stadt“ ist für die Damen des SV Hermsdorf damit noch nicht beendet, gibt es doch im Pokal demnächst ein Wiedersehen mit dem HSV Weimar. „Derselbe Spaß noch einmal“, frohlockt Andreas Schöppe mit einem vernehmbaren Schuss Ironie. Wie es nicht geht, weiß man ja jetzt.

Otz/Marcus Schulze/08.02.2017

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